Full text: Lesebuch für unterfränkische Sonntagsschulen

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einstens wollte der Gründer an die Lebensfähigkeit eines derartigen Unter— 
nehmens nicht glauben und meinte, „sie (die Maschinen) könnten niemals ein 
Handelsartikel werden; 25 bis 30 würden genügen für England und eine 
weit geringere Zahl wäre ausreichend für Amerika“. 
c) Die Rohstoffe im Gewerbe und ihre Verarbeilung. 
118. Eine Baumwollspinnerei. 
Der bedeutendste Platz für Baumwollindustrie in Deutschland ist 
nach Mülhausen i. E. und Augsburg die Stadt Hof. 
Um einigermaßen einen Einblick in die Verarbeitung des Roh— 
stoffes bis zum fertigen Baumwollgarn zu erhaälten machen wir einen 
Gang durch eine ihrer größeren Baumwollspinnereien. Ein statt— 
licher Bau, nur aus Stein, Eisen und Zement errichtet, mit hoch— 
ragendem Schlote und großen hohen Fenstern nimmt uns auf. Nachdem 
wir vom Fabrikdirektor die Erlaubnis zur Besichtigung eingeholt 
haben, wird uns ein Führer durch die verschiedenen Räume an die 
Seite gegeben. Wir betreten zunächst das helle, geräumige Maschinen— 
haus. Hier ist eine mächtige Dampfmaschine von annähernd 
2000 Pferdekräften in Gang. Durch starke, auf dem großen Schwung— 
rad aufliegende Hanfseile von etwa 6 cm Durchmesser wird die Kraft 
auf die Transmissionen in den einzelnen Stockwerken übertragen und 
der ganze Betrieb in Bewegung versetzt. Ein Bild dieser Bewegung 
erhalten wir in dem nebenan zur ebenen Erde liegenden Fabriksaal 
durch die dort unablässig arbeitenden Maschinen, die sich rasch 
drehenden Triebräder und Riemen. Welch Surren und Schwirren 
und Tosen! Wir müssen uns deshalb ganz nahe zu unserem Führer 
halten um seine Erklärungen verstehen zu können. Bald stehen wir 
vor einigen Maschinen, die uns wie gefräßige Ungeheuer erscheinen 
und in deren Innern es rast und tobt gleich einem entfesselten Sturm. 
Auf die Frage, welche Arbeiten diese Maschinen zu verrichten haben, 
erhalten wir zur Antwort: „Das sind die Ballenbrecher und Misch— 
maschinen.“ Der die Maschine bedienende Arbeiter reißt eben eine 
handvoll Rohbaumwolle aus dem Ballen und gibt sie, nachdem er 
uns den Schmutz, die zurückgebliebenen Samenkörner und Knoten 
darin gezeigt hat, seiner Maschine — man kann es nicht treffender 
sagen zu fressen. Sie zupft daran wie ein Rind, dem eine Hand 
voll Heu vorgehalten wird. Im Nu ist der Baumwollknäuel ver— 
schwunden und der Arbeiter holt einen ganzen Arm voll baumwollnen 
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