Full text: Lesebuch für unterfränkische Sonntagsschulen

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Landzunge herum, wo ebenfalls ein Leuchtturm in der Nacht den 
Schiffen den Weg weist, in den Hafen gelangen, sehen wir schon 
vom Schiff aus ein grobes Stück von Tsingtau. Am weitesten nach 
der offenen See zu liegt die Auguste-Viktoriabucht mit einem richtigen 
Seebade: Ein schöner, gelber Sandstrand, viele Badebuden, in denen 
man sich auszieht, Pavillons, in denen bei den Strandkonzerten die 
Militärkapelle sitzt, weiter hinten ein grobes Strandhotel, in dem die 
Badegäste von auswärts wohnen. Pine breite Strabe mit hohen elek- 
trischen Bogenlampen führt an malerisch in grünen Gärten gelegenen 
Villen vorüber in die eigentliche Stadt Tsingtau, wo die Kaufleute 
ihre Läden, Geschäfte und Kontore haben. Die Stadt zieht sich bis 
an die See heran. Auf dem aus Quadersteinen gemauerten Ufer führt 
eine Strabe hin, das Kaiser-Wilhelm- Ufer. auch die anderen Haupt—- 
straben tragen deutsche Namen, wie Hohenzollernstrabe, Prinz Hein- 
richstrabe, Irenenstrabe, Bismarckstrabe, Priedrichstrabe, Luitpoldstrabe 
oder Berlinerstrabe. Die Häuser sind nach europäischer Art gebaut, 
sehr viele haben, um im Sommer einen angenehmen Aufenthalt zu 
bieten, nach der Seeseite z2u luftige Veranden. Die gröbten Gebäude 
sind das Verwaltungsgebäude des Gouvernements, die Schule und die 
Kasernen. Die Stadt schaut nach Süden auf das Meer. Nach Norden 
ist sie durech einen Kranz grüner Berge gegen die kalten VWinterwinde 
geschũtzt. 
Wenn wir um den Landvorsprung herumgefahren sind, gelangen 
wir in den Hafen. Die Winde, dieé von Land her über die weite 
Wasserflache der Bucht hinfahren, sind oft so arg, dab die Schiffe 
nicht ohne Gefahr einfach in der Bucht ankern können. Darum ist 
ein Stück der Bucht mit einem beinahe kreisrunden, festen Steindamm. 
einer Mole, umgeben worden. Dieser ummauerte Hafen ist so grob, 
daß mehr als 100 Schiffe dort liegen können. Er ist so tief ausge- 
baggert, zum Teil 10 m tief, dab auch die gröbten Dampfer ihn be— 
nutzen können. 
Wenden wir unsern Blick erst nach links, so sehen wir, dab die 
Mole dort nicht blob ein Damm ist, sondern sich zu einer breiten 
Plüche erweitert. Dort stehen Maschinenhäuser, eine Kesselschmiede, 
eine Tischlerei, eine Gieberei: es ist die grobe Tsingtau-Werft, wo die 
dehiffe und ihre Maschinen ausgebessert werden können. Hoch in 
dĩe Lüfte ragt ein gewaltiger Kran, der Lasten von 150000 kg Gewiceht 
heben kann. Dort liegt auch ein eisernes Schwimmdock verankert. 
Es ist das gröbte Schwimmdock Ostasiens. Die einzelnen Teile sind 
in Deutschland hergestellt und hinausgeschafft worden. In Tsingtau 
Vurde dann das Dock an Land zusammengesetzt. Der riesige, eiserne 
Bau bot einen grobartigen Anblick, als er fertig war und auf sehräg 
gestellten Balken vom Ufer hinab rauschend ins Wasser glitt. Jetzt 
brauchen unsere deutschen Kriegsschiffe und Handelsschiffe nicht
	        
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