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sie viel höher als den Tugendpreis von 5000 Franken, den ihr die französische 
Akademie 1837 kurz vor ihrem Tode zuerkannte. 
Mach Joh. Hesekiel) 
72. Die fromme Magd. 
Die fromme Magd vom rechten Stand Sie ist stets munter, hurtig, frisch, 
geht ihrer Frauen fein zur Hand, vollbringet ihr Geschäfte risch 
hält Schüssel, Tisch und Teller weiß und hält's der Frauen wohl zu gut, 
zu ihrem und der Frauen Preis. wenn sie um Schaden reden thut. 
Sie trägt und bringt nicht neue Mär', Sie hat dazu fein die Gebärd', 
geht still in ihrer Arbeit her, hält alles sauber an dem Herd, 
ist treu und eines frohen Mut's verwahrt das Feuer und das Licht 
und thut den Kindern alles Gut's. und schlummert in der Kirche nicht. 
Ringwaldt.) 
73. Sprüche für die Dienenden. 
Treuen Dienst lohnet Gott. — Untreue schlägt den eigenen Herrn. — Wie 
die Arbeit, so der Lohn. — Den Geschickten hält man wert, den Ungeschickten 
niemand begehrt. — Wer nicht dienen gelernt hat, kann auch nicht befehlen. 
— Wer zu früh will Herr sein, muß lange Knecht sein. — Ein schlechtes Pferd, 
das sein Futter nicht verdient. — Wer will mit essen, muß auch mit dreschen. 
Der Dienst im Heere. 
74. Vom Kriegswesen in früherer Zeit. 
Das alte Volksheer der Merowingerzeit wurde durch die Vasallen— 
reiterei schon seit den Jahren Karls des Großen in die zweite Schlachtreihe zurück⸗ 
gedrängt. Doch bestand es fort, allerdings nicht in der Masse der aufgebotenen 
Landleute, die den Vasallenreitern nach Hofrecht folgen mußten, sondern als 
ein Fußvolk Freiwilliger, die sich durch Schwur zu Abenteuer und Beute 
vereinigten, zu gemeinsamer That und Gehorsam unter dem Führer, der sie 
gerufen hatte, oder den sie sich setzten. Sie richteten ihre Genossen selbst durch 
ein Schöffengericht nach herkömmlicher Kriegsordnung. Ulm und der schwäbische 
Bund bezahlten Fähnlein „freier Knechte“ mit Spieß und Armbrust, die sich 
Freiharde nannten. Diese ziehen als „schwarze Knechte“ gegen die Dithmarschen, 
bilden die Bemannung der Hansaschiffe, laufen als Schildknechte jeder auf⸗ 
brennenden Fehde zu und kämpfen als Söldner bei allen großen Kriegsfahrten 
der oberdeutschen Städte. Schon damals war viel Gesindel unter ihnen, das 
Krieg und Fehde zu wüstem Raube benutzte; diese Marodeure) fanden als 
Gefangene hartes Gericht. Am Ende des 15. Jahrhunderts war jedes größere Kriegs⸗ 
heer zusammengesetzt aus den Aufgeboten, welche Fürsten, Vasallen und Städte aus 
Lehnspflicht sendeten. Sie bestanden aus gemieteten Söldnern zu Fuß und 
zu Roß. In der Reiterei dienten geworbene Edelleute mit ihren Knechten. Noch waren 
der Reiter im Verhältnis zum Fußvolk viel; aber mit der Einführung der Feuer— 
9 spr. Marodöre) plündernde Nachzügler.
	        
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