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waffen wird das Bedürfnis nach größeren Fußheeren zwingend; die Ent— 
scheidung des Kampfes steht ganz bei ihnen und nicht mehr bei den Reitern. 
Als König Maximilian hefahl, für den Krieg in Flandern und Burgund 
Fußvolk aus Landeskindern zu werben und nicht aus zusammengelaufenem 
Volke, da wurde der Name „Landsknechte“, d. h. eingeborene Kriegsleute, ge— 
bräuchlich. Das Heer der Landsknechte war eine große Brüderschaft, die 
das Kriegshandwerk als Lebensberuf übte, trotzig, unbotmäßig, im 
Kampfe oft von einer unüberwindlichen Tapferkeit, kriegshart und dauerhaft in 
Strapazen; aber immer bestand es aus Genossen, die eigenwillig befanden, 
ob sie schlagen wollten oder nicht. Sie schafften sich selbst Waffen und Kleidung, 
waren entweder Spießknechte mit langem Spieß als Hauptwaffe oder Büchsen⸗— 
knechte, die ein Handrohr führten. Sie leisteten ihren Fahneneid auf Zeit 
oder zu einem Feldzuge und zogen zum Heere mit Weibern und Buben. Diese 
wurden zur Schanzarbeit verwandt, durch einen Profoß!) befehligt, hatten ein 
eignes Fähnlein, worauf eine Frau gemalt war, und zogen mit Fahne, Trommel 
und Pfeifen zur Arbeit auf. Das Dienstverhältnis der Landsknechte 
beruhte auf Vertrag; der Kriegsherr gab den Sold, die Söldner leisteten 
den Dienst. Doch wurde der Sold selten regelmäßig, selten ohne Abzüge und 
Betrug gezahlt; den Landsknechten wurde dadurch eine aufsässige und meuterische 
Stimmung zur Gewohnheit. Erfuhren während der Geldnot, in der die Kriegs— 
herren sich oft befanden, die Knechte, daß eine Geldsendung bei dem Heere an— 
gekommen sei, so bemächtigten sie sich wohl gewaltsam des Geldes, um sich den 
Sold auch für später zu sichern. Da die Leute leben mußten, so plünderten 
sie ihre Quartiere und die Umgegend, unternahmen eigenmächtig Beutezüge und 
forderten dann von ihrem Feldhauptmann, daß er den eingebrachten Raub ver— 
teile. Selten gelang es, die Anstifter der Unzufriedenheit zu ergreifen. Zu— 
weilen mußte der Feldhauptmann sich bei einer Meuterei dem Tode durch die 
Flucht entziehen. Wie sie im Soldatengericht, wo der Profoß anklagen mußte, 
selbst erkannten, ob ein Gesell sich als unehrlicher Soldat gehalten habe, so 
wollten sie sogar vor jedem Kriegsunternehmen, das Leib und Habe in Gefahr 
setzte, mitsprechen. Der Feldhauptmann mußte sie zusammenrufen, anreden und 
für seine Ansicht gewinnen; nicht selten waren aber die Weiber ein— 
flußreicher als der Befehlshaber, und zuweilen versagten die Knechte, 
namentlich wenn bei einem gefährlichen Unternehmen nicht gute Beute zu hoffen 
war, den Gehorsam. Die Landsknechte suchten das Ende des Krieges oft zu 
hindern und nicht zu dulden, daß sie wieder in unsicherer Reise laufen mußten. 
Abgelohnt, durchzogen sie, auf eigene Faust plündernd, die Landschaft, bis sie durch Ge— 
walt zerstreut wurden oder einen neuen Kriegsherrn fanden, dem sie sich verdingten. 
Die Führung eines solchen Heeres erforderte einen Mann von demant— 
hartem Mut, gebietendem Wesen, dem doch ein Zug volksthümlicher Laune nicht 
fehlte. Eine harte Probe für den Führer war schon der Marsch, auf dem der 
q ein Offizier, der die Ordnung im Regiment überwachte.
	        
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