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Westen zu bewegen scheint, früher aufgehen, als der weiter west¬
wärts Wohnende, ihre Strahlen treffen seine Horizontfläche, wenn
die westliche Gegend noch in Dunkel gehüllt ist.
Man beobachtet zweitens eine Veränderung des Standortes
der Gestirne, wenn der Beobachtungsort in der Richtung von
Norden nach Süden oder umgekehrt geändert wird. Reist
man von Norden nach Süden, so bemerkt man nicht nur, daß
die Gestirne auf der Südseite des Himmels in dem Maße höher
steigen, als man weiter vorrückt, sondern daß auch Gestirne,
welche man zu Anfang der Reise am südlichen Himmel gar
nicht wahrgenommen, beim weiteren Vorrücken zuerst am Hori¬
zonte sichtbar werden und hierauf immer höher emporsteigen.
Umgekehrt sinken Gestirne, welche man anfangs am nördlichen
Himmel hoch über dem Horizonte sah, beim Vorrücken nach
Süden immer tiefer gegen denselben, bis sie zuletzt ganz unter
ihm verschwinden. So steht z. B. der Polarstern, der unter dem
45 o N. Br. um eben so viele Grade über dem nördlichen Ho¬
rizonte steht, unter dem Aequator genau im Nordpunkt des
Horizontes. Die Zu- und Abnahme der horizontalen Höhe der
Gestirne steht nun aber mit der Größe des zurückgelegten Weges
in einem so steten Verhältnisse, daß, wenn man eine bestimmte,
immer gleiche Anzahl von Meilen südwärts vorrückt, ein Stern
am nördlichen Himmel genau um eben so viel gegen den nörd¬
lichen Horizont herabsinkt, als ein gegenüber liegender südlicher
Stern über den südlichen Horizont emporsteigt. Wäre die Erde
eine Fläche, so würde ein zu Anfang einer solchen Reise am
nördlichen Himmel beobachteter Stern unseren Blicken nie ent¬
schwinden, und ein am südlichen Himmel nicht geselfkner Stern
könnte nie sichtbar werden, noch viel weniger immer höher über
den Horizont emporsteigen. Will man sich daher diese scheinbare
Ortsveränderung der Gestirne erklären, so ist sie nur möglich
durch die Annahme einer Krümmung oder Wölbung der
Erde in der Richtung von Süden nach Norden, und zwar muß
dieselbe eine gleichförmige sein, weil die Zu- und Abnahme
der horizontalen Sternhöhe dem zurückgelegten Wege überall
proportional ist.
Es ergiebt sich also aus diesen beiden Beobachtungen eine
allseitige gleichförmige Krümmung der Erde in den zwei zu ein¬
ander senkrechten Richtungen Ost-West und Nord-Süd, woraus
mit Recht der Schluß gezogen wird, daß die Erde die Gestalt
des einfachsten aller Körper habe, d. h. daß sie eine Kugel
sei. Geleitet durch die Ueberzeugung von der Kugelform der