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Kaufleute fröhlich waren, aß Häuser sein Stückchen trocken Brot heimlich und 
mit Seufzen. 
Noch war aber Hoffnung auf eine Käuferin, die gewöhnlich nicht handelte. 
Endlich am vierten Tage kommt die Landgräfin und zuerst an Jakobs Bude. 
Diesem klopft das Herz hoch vor Freude und Erwartung. Sie sucht aus, will 
aber auch etwas abhandeln. Der arme Jakob muß erklären, er könne keinen 
Heller zurückgehen, und sie geht schweigend hinweg zu den andern Spitzen— 
händlern. Sie bemerkt aber bald, daß diese viel teurer sind und die Spitzen 
schlechter, spricht das aus gegen ihre Damen und kehrt zur ersten Bude zurück. 
Hier kauft sie dann reichlich und lobt laut den ehrlichen Mann. Alle Damen 
des Hofes und der Stadt wollen nun auch bei Jakob kaufen; am Abend hat 
er auch nicht eine Viertelelee mehr. „Konnte ich“, erzählt er, „an den ersten 
drei Abenden vor Kummer und Sorge nicht essen, so konnte ich es nun vor 
Freude nicht. Meine Seele war voll Lobes und Dankes gegen Gott.“ 
(Gotthilf Heinrich v. Schubert.) 
186. Vvon der Ehrlichkeit im Erwerbsleben. 
Wie im ganzen Leben des Menschen, so müssen auch im Erwerbs- 
leben die Grundsätze der Sittlichkeit herrschen. So selbstverständlich 
das erscheint, so wird es doch oft vergessen, ja wvohl gar von manchen 
bestritten. Da wird die „Wabhrhaftigkeit“ als unanwendbar beiseite ge 
schoben, um der Lüge und dem Betruge Plat- zu machen; da vwird 
gewissenlos gearbeitet, um einen grösseren Gewinn zu haben; da werden 
Versprechungen gegeben, aber nicht gehalten u. s. v. Mollten alle 
einer solchen unsittlichen Auffassung des Erwerbslebens anhängen, so 
würde schliesslich der Erfolg jeder wirtschaftlichen Thätigkeit in Prage 
gestellt und die Wirtschaft des ganzen Volkes zurückgehen. Holland 
und England hätten niemals zu so hoher wirtschaftlicher Blüte gelangen 
können, wenn dort nicht von alters her die Geschäftswelt „reell“, d. b. 
wahr und gewissenhaft, gewesen väre. Es kommt ja wohl einmal vor, 
dasls ein Mensch Erfolge hat, trotzdem dass er unsittlich wirtschaftet; aber 
die Palle, dass ein unzuverlässiger Geschäftsmann vorwärts Kommt, sind 
ganz seltene Ausnahmen, die meisten gehen eben zu Grunde. Es ware 
aueh wunderbar, venn dem nicht so wäre; der Unerfahrene kann wobl 
einmal betrogen werden, er wird sieb aber, wenn er zur Erkenntnis des 
Betruges gekommen ist, vom Betrüger abwenden; und so gebt dessen 
Geschaft, anstatt dass es sich in dem Malse, als es bekannter wird, er— 
weitert, immer mehr und mehr zurück. Jene Gewerbtreibenden, die sich 
unredlicher Mittel bedienen, um einen ausserordentlichen Gewinn zu 
machen oder den ehrlichen Wettbewerb zu verdrängen, jene Bäcker, die 
das Brot zu leicht machen oder dem Mehle wertlose Zusätze geben, jene 
Schuhmacher, die schlechtes Leder nehmen, jene Bauern, velebe die Mileb
	        
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