Full text: Lehr- und Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

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41. Helfer und Freunde in der freien Natur. 
„Man darf nicht sagen: Was soll das? 
denn Gott hat jegliches geschaffen, daß es 
zu etwas dienen soll.“ 
„Man darf nicht sagen: Es ist nicht 
alles gut. Denn es ist ein jegliches zu 
seiner Zeit nützlich.“ Sirach 40, 26 u. 40. 
Unendlich groß und mannigfaltig ist die Schöpfung und zahllos das 
Heer der Geschöpfe; aber keines derselben ist zu viel, keines ist ohne Zweck. 
Sie bilden eine geschlossene Kette, wo ein Glied an dem andern hängt. 
Jede Art der niederen Geschöpfe muß einer anderen 
zur Erhaltung, zur Wohnung oder zur Nahrung dienen und wird 
eben dadurch von dieser wieder im Zaume gehalten, daß 
sie nicht übermächtig wird. Würde aus der Schöpfung weitem Heere 
eine Reihe herausgenommen, so würde damit zugleich auch eine zweite fallen, 
weil sie keine Nahrung mehr hätte und eine dritte, welche nun keinen Feind 
und Verfolger mehr hätte, würde übermächtig werden und andere vernichten. 
Dann die Natur, die gerade in ihrer Mannigfaltigkeit Aug' und 
Herz erfreut, gar mancher Zierde beraubt; ja gar manches würde ver— 
schwinden, was dem Menschen zum Leben nötig und unentbehrlich ist. 
So umgiebt den Menschen in der leuchtenden, summenden und singen— 
den Natur ein steter Kampf ums Dasein, der nur gekämpft wird, damit 
der Mensch, die Krone der Schöpfung, sich seines Daseins freuen kann. 
Allerdings in diesen allgemeinen Kampf wird auch der Mensch und 
besonders der Landmann selbst mit hineingezogen, und ohne kleine Wunden 
geht's nicht ab; aber der Kampf schadet ihm nichts, denn er schärft den 
Blick und stählt die Kräfte. 
Gar viele Geschöpfe nämlich giebt es, die von dem, was der Land— 
mann zu seinem Nutzen zieht, sich nähren wollen und ungeladen sich bei 
ihm zu Tische setzen. Sie nennt der Landmann darum seine Feinde. 
Schon an den Wurzeln der Getreide- und Gemüsepflänzchen, wie der 
Sträucher und Obstbäume nagen Maden und Larven. Die Knospe an 
Baum und Strauch und Kraut, wie auch später Blatt und Blüte und 
Frucht werden angebohrt und angefressen. Es sind Legionen winziger und 
eben in ihrer Unzahl und Mannigfaltigkeit überaus furchtbarer Feinde, 
welche fortwährend seine nützlichsten Gewächse bedrohen. 
Machtlos steht der starke Mensch ihnen gegenüber, denn er kann sie 
nicht fassen, und in dem Augenblicke, wo er Hunderte tötet, stehen Tausende 
gegen ihn auf. Er wäre verloren in diesem Kampfe, wenn es nicht 
andere Geschöpfe gäbe, die wieder von diesen seinen Feinden leben und 
rastlos sie verfolgen bis in ihre geheimsten Schlupfwinkel über der Erde 
und in der Erde, vom Sonnenaufgang bis zum Niedergang, wo andere 
wieder die Verfolgung aufnehmen und sie fortführen, bis der erste Sonnen— 
strahl am Morgen sie verscheucht und die ersten Verfolger wieder weckt. 
Diese letzteren nennt der Landmann seine Freunde, seine Helfer, und 
wer sie kennt und schützt, wird viel gewinnen. 
Aber leider der Unverstand, der die Schöpfung nicht versteht und den 
Schöpfer meistern will, schadet auch hier unendlich viel, am meisten aber
	        
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