Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

121. Uhrenfabrikation in Genf und Neuenburg 17— 
von frühester Jugend an schaffen helfen und zum Erwerbe des oft kargen 
Lebensunterhaltes beitragen. Die Perlen, welche Vater und Mutter oder 
größere Geschwister gesprengt oder geschliffen haben, müssen die kleinen oft 
nur drei- oder vierjährigen Kinder auf Fäden reihen, Knöpfe oder allerhand 
Schmuc sachen auf Kartonagen befestigen; die etwas älteren Kinder müssen 
sogar m den schweren Scheren die beim Pressen des geformten Glases 
zurg ebliebenen Ränder entfernen, um so diese Gegenstände zum Schleifen 
von bereiten. Es ist oft rührend zu sehen, wie diese armen Kinder voll 
Aufmerksamkeit die ihnen übertragenen Arbeiten emsig verrichten. Nur ver— 
stohlen werfen sie zuweilen einen sehnsüchtigen Blick hinaus nach den schönen 
Bergen oder auf das Stückchen Garten vor dem Hause, wo nur Schmetter— 
linge und Käfer ungestört spielen dürfen. Das Spiel der fleißigen Kleinen 
hier heißt — Arbeit, und das Leben stellt ihnen meist für die Zukunft nur 
eine endlose Kette von Mühe und Anstrengung in Aussicht. 
So interessant die verschiedenen Arbeiten in einer großen Glashütte 
stets fur die Zuschauer sind, so anstrengend und aufreibend sind sie für die 
Arbeiter selbst. Die gewöhnlich 5-7 Stunden anhaltende Beschäftigung vor 
dem weißglühenden Ofen, dem wir kaum bis auf einige Schritte zu nahen 
wagen, ferner das für die Lungen auf die Dauer so schädliche Glasblasen 
sind leider nur zu sehr dazu angethan, auf Gesundheit und Leben jener 
Leute einen keineswegs günstigen Eindruck auszuüben. 
Nirgends wird uns das Bild gemeinsamer Arbeit so geboten, als auf 
der altbewährten gräflich Harrachschen Glashütte zu Neuwelt. Hier 
können wir auf kleinem Umkreise alle Manipulationen der Glasbereitung 
beobachten, von der Quarzstampfmühle bis hinauf zum gewaltigen Hochofen 
und zu den kunstvollsten Schleifereien und Malereien. Die Neuwelter 
Fabrikate genießen einen Weltruf, und das dortige Musterlager gleicht einer 
glänzenden Ausstellung, und namentlich in der Glasmalerei wird sie kaum 
irgendwo übertroffen werden. In allen Häusern Neuwelts regen sich fleißige 
Hände für die Glasfabrik, welche fortwährend 400 Arbeiter beschäftigt, für 
die in anerkennenswerter Weise ein Pensionsinstitut für den Fall des Alters 
oder der Arbeitsunfähigkeit besteht. u. B. in der Garlenlaube 1876.) 
121. Ahrenfabrikation in Genf und Neuenburg. 
Wenn man in Gedanken ein paar Jahrhunderte zurückgeht in jene 
Zeit, wo die Taschenuhren weder Spiralfeder noch Unruhe und 
Schnecke hatten und statt der Kette eine Darmseite gebraucht wurde, 
oder wo die „Nürnberger Eier“ sehr zierliche Uhren waren und zwei 
bis drei Gehäuse die Schwere der kleinen Maschine noch vermehrten, 
und wenn man nun unsere neuen Uhren betrachtet, in denen durch 
sorgfältig eingerichtete Hemmung von Cylindern bereits die Schnecken 
wieder entbehrlich geworden, die Hauptzapfenlöcher in Rubin gebohrt 
sind, und durch den sinnreichsten Mechanismus es möglich geworden ist,
	        
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