Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

146. Die menschliche Nahrung. 125 
Kost frei ist, gelehrt, eine seinen Bedürfnissen entsprechende Nahbrungs- 
menge zu geniessen. Der Hunger wird jedoch auech dureh Genuss von 
Gegenständen gestillt, welehe den Körper nur unyollständig oder gar nicht 
nahren, sondern bloss mechanisch den Magen anfüllen; die genannten Em-— 
pfindungen und Driebe gewähren deshalb keine absolute Sicherheit dafũr, 
dass dex Mensch sieh immer zweckmässig nähre, und so kommt es denn 
in der That nieht selten vor, dass nicht nur einzelnye Menschen, sondern 
ganze Devölkerungsgruppen unter dem Einflusse der Not sieh an eine un— 
genũgende, einseitige Nahrungsweise gewöhnen, vwelche sie körperlieh und 
geistig herunterbringt. Ebenso werden, wie schon oben angedeutet, ost 
grobe Febler in der Ernährungsweise begangen in Fallen, vo der Mensch 
in der Wahl seiner Kost niebt frei ist, sondern essen muss, was ihim vor- 
gesetzt wird. 
Es ist wichtig, dass sich in der Kost gerade diejenigen Mengen von 
Sticksstoc und RKoblenstoff befinden, velehe zur Erhaltung des Rörpers 
und zur „ewahrung seiner Leistungsfähigkeit nötig sind, — nicht weniger, 
aber aueh nieht mehr. Aus dieser Porderung ergibt sieh, dass keines 
unserer gebrauchlichen Nahrungsmittel im eigentlichen Sinne des Wortes 
eine Mabrung ist, d. h. für sich allein, ohne Zugabe anderer Nahrungs- 
mitt eine geeignete Kost bildet. Es gibt zwar eine grosse Menge 
on hrungsmitteln (Fleisch, Brot, Mileh, Räse, Hũülsenfrücehte u. dgl.), 
ie ues fũür sieh allein den Körper erhalten könnten, — aber eine solche 
Prnahrung wäre wenig zweckmälsig, da keine dieser Ssubstanzen Stickstoff 
und Kohlenstoff in demjenigen Verhaltnis enthalt, velehes für eine riehtige 
Kost erforderlich ist (1 Teil Stickstofsf auf 15 bis 18 Leile Koblenstoff); 
äherall ist zu viel oder zu wenig von dem einen oder anderen Nahrungs- 
gtoff vorhanden, so dass man entweder eine zu geringe Menge von dem 
einen oder andern geniessen, oder aber dem Magen eine ungeheure Uber⸗ 
ladung zumuten müsste. 
PEs ist also am besten; die Kost aus verschiedenen Nahrungsmitteln 
mischen. Da im allgemeinen die aus dem Tierreich stammenden Nab- 
rungsmittel reich an Eiweils und oft auch reich an Fett, die vegetabilischen 
Nahrungsmittel aber, mit wenigen Ausnahmen, arm an Eiweiss, dagegen 
reieh an Kohllehydraten sind, so empfiehlt sieh am besten eine aus tierischen 
und pflanzlichen Stoffen gemischte Nahrung. Im allgemeinen befolgt der 
Mensch, wenn es die Verhältnisse erlauben, diese Regel instinktiv, ohne 
von ihrer Bedeutung eine Ahnung zu haben: die italienischen Arbeiter, 
die sehr viel Mais in der Form von Polenta essen, leben niemals aus- 
schliesslieh von dieser Speise, sondern nehmen immer Käse dazu; die Reis 
essende Bevölkerung Chinas und Japans geniesst ausser dem Reis nicht 
unbhedeutende Mengen von Fischen, Schweinefleiseh, Bobnen, Erbsen u. s. u.; 
bei ausschliesslicher Reisnahrung würde der Körper schon nach 14 Tagen 
zur Arbeit unfähig. Eine rein animalische, aus getrocknetem Fleischpulver 
Marschall, Lesebuch für gewerbl. Fortbildungsschulen. Kl. Ausg. 
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