147. Die Ernährung der Tiere im Vergleich zur Ernährung der Pflanzen. 229
Nach althergebrachter Sitte hat man fast überall drei Hauptmablzeiten,
deren Gehalt an Nährstoffen und deren Verteilung auf die Tageszeiten
gich nach der Art der Beschäftigung, der Grölse der Arbeit u. dgl. richten
muss. Wor schon vormittags viel und schwere Arbeit zu leisten hat,
sollte nieht ein zu sechwaches Frühstück einnebmen; andrerseits sollte das
Nachtmabl nieht zu reichlieh sein und nicht unmittelbar vor dem Sehlafen⸗
gehen genossen werden; Die Hauptmahlzeit sollte in die Mitte des Arbeits-
tages fallen; leider kommt diese gute Sitte immer mehr abhanden, und
as reilst der Gebraueh ein, das Mittagessen abends zwischen 4 und 6 Uhr
éinzunehmen. Dies fallt mit der in grossen Städten Mode gewordenen
Verschiebung des Tages zusammen, wobei man die Morgensonne verschläft
und dafür spät in die Nacht hineinlebt. (Friedr. Prismann. Gesundheitslehre ete.)
b. Aus den drei Reichen der VNatur.
147. Die Ernährung der Tiere im Vergleich zur Ernährung der
Vslanzen.
Vergleichen wir die Ernährung des Menschen und der Tiere mit
der der Pflanzen, so finden wir einen wesentlichen Unterschied nicht
nur in der Art der Aufnahme, sondern auch des Aufgenommenen. Wir
sehen die Ernährung der Pflanze nicht an ein einzelnes Organ gebunden,
wie bei dem Tier, sondern wir sehen fast die ganze Oberfläche derselben,
nämlich die Wurzeln und die Blätter, zur Aufnahme geeignet, während
mit wenigen Ausnahmen die Tiere nur durch eine einzige Offnung,
durch den Mund, ihre Nahrung zu sich nehmen.
Viel wesentlicher erscheint noch bei Vergleichung der Ernährung
von Pflanze und Tier der Unterschied in der Natur des Aufgenommenen.
Die Pflanze ernährt sich von gänzlich unorganischen Stoffen. Wasser,
Kohlensäure und Ammoniak, die drei Hauptnahrungsmittel der Pflanze,
sind ebenso unbelebte, unorganische Stoffe, wie die Minerale, sie sind
gänzlich unähnlich den Pflanzenteilen, zu deren Bildung sie verwendet
berden. Die Pflanze besitzt daher die Fähigkeit, unorganische Teile des
Erdkörpers aufzunehmen und dieselben zu organischen Gebilden zu ver—
einigen und zu gestalten. Aus Wasser, Kohlensäure und Ammoniak
bildet sie den Zellstoff, die Stärke, den Zucker, das Pflanzen⸗Eiweiß
und die vielen anderen Stoffe, die wir als Bestandteile der Pflanzen
kennen.
Diese Fähigkeit kommt dem Tiere nicht zu. Es kann aus jenen
ihm dargebotenen drei Nahrungsmitteln der Pflanzen weder sein Eiweiß,
noch seine Muskelfaser noch sein Fett bilden. Unmittelbar an die starre
Bruͤst der toten Natur gelegt, würde das Tier verschmachten. Es be—