Full text: Lehr- und Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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während der Nacht halten wir uns am längsten und ausdauerndsten 
in demselben Zimmer auf und werden deshalb auch am meisten 
von der Stubenluft der Schlafstube beeinflusst. Räume, die nur 
kurz vorübergehender Benutzung dienen, dürfen klein sein, aber 
das Schlafzimmer muls vor allem grosse Lufträume bieten, je 
grösser, desto besser. In vielen Wohnungen findet man das 
beste Zimmer als sogenannte Putzsstube gewöhnlich abgeschlossen 
und die gesamte FPamilie in engen Räumen zusammengedrängt. 
Welches ist ein schönerer Schmuck: blühende, gesunde Menschen 
in der Familie, oder eine sauber geordnete Putzsstube, welche 
zudem noch unwohnlich und frostig erscheint, wie alle Zimmer, 
welche nie bewohnt werden? Aber alle Grösse der Zimmer ist 
nicht ausreichend ohne Lüftung. Dritt man früh morgens in 
eine noch nicht gelüftete Schlafstube, in welcher auch nur ein 
einziger Mensch genächtigt hat, so ist die Luft unerträglich. 
Gesetzt, es fünde gar keine Lufterneuerung statt, so verdirbt 
ein einziger Mensch dureh seinen Atem und seine Ausdünstung 
in einer einzigen Stunde einen Raum von 20 bis 30 Kubikmeter 
und lässt nach den 8 Stunden der Schlafenszeit selbst in einem 
Saale von 160 bis 240 Kubikmeter Inhalt noch die Kennzeichen 
verunreinigter Luft zurück. Das ist einfach aus der bekannten 
Menge der stündlich ausgeschiedenen Kohlensäure zu berechnen. 
PEs atmet nämlich ein Erwachsener stündlich ungefähr 20 Läter 
Kohblensãure aus und in 8 Stunden 160. Nehmen wir an, das 
Zimmer hätte vorher eine ausserordentlich reine Luft enthalten. 
etwa mit ooo Kohlensäure, so würde es bei 200 Kubikmeter 
Raum nach 8 Stunden durch den Atem des Menschen noch 
oooo Kohlensäure mehr gewonnen haben, zusammen also jetzt 
i oo besitzen. Das ist aber schon zu viel, da in einer guten 
Zimmerluft der Kohlensäuregehalt niemals in einem grösseren 
Verhältnisse vorhanden ist, als in dem von 1: 1000. Glück- 
licherweise vollzieht sich nun etwas Lüftung, etwas Luftaustausch 
auch ohne unser Zuthun in unseren Wohnungen unaufhörlieh von 
selbst durecn die Fugen und Spalten in Penster und Phüren, 
dureh die gesamten Wände. Wenn nicht auf diese Weise die 
Natur für den Zutritt der frischen Luft in den Wohnungen 
sorgte, würden noch mehr Menschen krank werden. Eine weitere 
natũrliche Ventilation steht mit der Ofenheizung in Verbindung. 
In einem luftdicht abgeschlossenen Raume würde kein Peuer im 
Ofen brennen. Der Luftzug im Ofen nämlich, der das Feuer 
anfacht und nährt, stellt sich dadureb her, dass fortwährend 
die kältere, schwerere Luft aus der Stube die heisse, leichtere 
Luft im Ofen nach dem Schornsteine verdrängt. Die Stubenluft 
aber würde nicht in Bewegung Kommen, wenn sie nicht selber 
von den ausserhalb der Stube befindlichen Luftmassen gedrückt 
und gedrängt würde. Wir sehen also, dass die Ofenheizung ein
	        
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