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oder Fleisch uns gekräftigt fühlen und nicht sobald wieder Hunger
verspüren. Wollte aber jemand, der schwer arbeiten muß, nur Salat
essen, so würde er sein Tagewerk nicht verrichten können, bald erkranken
und verhungern. Die Speisen müssen aber nicht nur nahrhaft sein,
d. h. die verbrauchten Stoffe liefern können, sondern auch verdaulich.
Sie sind es, wenn die Verdauungswerkzeuge sie leicht zu einem
flüssigen Brei verarbeiten, aus dem dann die nährenden Stoffe in
das Blut aufgenommen werden. Harte, feste Stoffe, die mit zähen
Schalen umgeben sind, allzufette und allzureiche Mahlzeiten sind un—
verdaulich, weil der Magen- und Darmsaft sie nicht durchdringen
kann. Die Verdaulichkeit der Speisen wird erhöht, wenn wir sie so
fein wie möglich zerkauen. Wer die Speisen nur halb zerkaut und
gierig verschlingt, handelt ebenso thöricht als jemand, der aus ganzen
Kaffeebohnen immer guten Kaffee bereilen wollte.
Zu den kräftigsten Nahrungsmitteln gehören Milch, Eier, Käse,
Fleisch (und zwar ist gebratenes nahrhafter als ausgekochtes) Brot,
das aus ungebeuteltem Mehle gebacken ist, Erbsen, Bohnen und
Linsen, sofern sie mit etwas Soda recht weich gekocht und durch—
geseiht worden sind, Graupen, Reis, Hirse, weiche alle bei
gleichem Gewicht viel mehr nährende Stoffe enthalten als Kartoffeln.
Diese, wie auch die gewöhnlichen Grüngemüse, Kohlarten, Früchte,
Apfel, Beeren ic., bestehen größtenteils aus Wasser und sollten nur
als Zuspeise genossen werden. Das Salz erhöht nicht nur den Wohl—
geschmack, sondern auch die Verdaulichkeit; jedoch zu stark gesalzene
oder gewürzte Speisen wirken auf die Dauer schädlich und sind darum
zu vermeiden. Butter, Schmalz, Speck, Zuͤcker sind dem Körper
zur Erzeugung der Lebenswärme (370 Celsius) ebenso nötig, wie einer
Maschine die Steinkohle und das Schmieröl. Zum Schlüsse sei nur
noch erwähnt, daß zu einer zweckmäßigen Ernährung auch Abwechse—
lung in den Speisen gehört, daß allzureichliche Nahrung eine Ver—
schwendung im Körperhaushalte ist und allzugeringe ein Geiz, der sich
durch zu rasche Abnutzung und durch geringere Kraft und Wider—
standsfähigkeit der Maschine bald rächt. Je kräftiger sich ein Volk
zu ernähren weiß, desto leistungsfähiger wird es auf jedem Gebiete
des Lebens und Strebens sein. vuizinga · Jůtting.
113. Vom Waschen und Baden.
„Reinlichkeit ist das halbe Leben.“ Dieser Satz wird von allen gesitteten
Menschen anerkannt und deshalb das tägliche Waschen des Gesichtes, der Haͤnde,
mitunter auch des Halses und der Brust als notwendig und unentbehrlich ange—
sehen. Die immer neu auftauchenden Bäder und Badeanstalten für Reiche und
Arme zeigen ferner deutlich genug, daß der Mensch das Bedürfnis hat, seinen
Körper zuweilen vollständig zu reinigen, wenn man sich auch nicht immer der
wohlthätigen Wirkungen dieser Reinigüng des ganzen Leibes und der Erfrischung
der Haut ganz klar bewußt ist. Die Bedeutung des Waschens und Badens kann
nur der begreifen, der die Naturbeschaffenheit der Haut kennt, in welcher wir stecken.
Die Haut der Menschen besteht aus drei verschiedenen Lagen, die zusammen
ein gar nicht schwaches Leder liefern. Die obere Schicht heißt die Hornhaut. In