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die zweite eine dritte und so geht es fort, bis der ganze Teich mit
Wellen überzogen ist. Ähnlich ist es mit der Luft; wie der Stein
im Wasser, so bringt das Wort, das du sprichst, in der vor deinem
Munde befindlichen Luft Welle auf Welle hervor, welche den Schall
bis an das Ohr des Nachbars tragen. Spricht nun jemand in das
Mundstück des einen Telephons hinein, so entstehen zwischen dem Munde
des Sprechenden und dem dünnen Eisenplättchen Luftwellen, die an
das letztere anstoßen und dieses in Schwinguͤngen versetzen. Diese
sind bald stärker, bald schwächer, je nachdem du ein A oder ein H,
ein B oder ein P in das Telephon hineinsprichst, und hören auf,
wenn du eine Pause machst und daher nähert sich das Eisenplättchen
bald mehr, bald weniger dem Magnet, bald entfernt es sich von
ihm. Nun ist es eine bekannte Sache, daß weiches Eisen selbst ein
Magnet wird, wenn es einem Magnet nahe gebracht wird. Demnach
wird das Eisenplättchen selbst magnetisch und zwar bald in einem
stärkeren Grade, wenn es dem Magneie sich nähert, bald in einem
schwächeren, wenn es sich von ihm entfernt. Dabei richtet sich das
Eisenplättchen nach dem Sprichworte: Wie du mir, so ich dir; bei
jeder Annäherung stärkt es die Kraft des Magneten, schwächt aber
dieselbe bei jeder Entfernung. So oft aber der Magnetismus im
Stahlmagneten sich ändert, so oft entstehen in dem die Holzspule
umgebenden Drahtgewinde elektrische Ströme, deren Stärke in dem
Maße bald ab- bald zunimmt, in welchem sich das Plättchen dem
Magneten nähert oder sich von ihm entfernt. Diese Ströme gehen
nun in den zwei isolierten Kupferdrähten, welche sich rechts und links
vom Stahlmagneten hinziehen, bis an das untere Ende des ersten
Telephons und werden von da durch die beiden in den Klemmschrauben
angebrachten Leitungsdrähte in das andere Telephon übergeleitet.
In diesein wird umgekehrt durch die Elektrizität der Magnetismus
bald mehr, bald weniger gestärkt. Dieser zieht deswegen das Eisen—
plättchen abwechselnd stärker und schwächer an und bewegt es genau
so wie im ersten Telephon. Dadurch wird die Luft, welche sich in
dem Raume zwischen dem Plättchen und dem Ohre des Hörenden be—
findet, in dieselbe Bewegung gesetzt, wie sie im ersten Telephon durch
das Sprechen hervorgerufen wurde, und wirkt hier auf das Ohr
gerade so wie dort, und die Folge ist, daß man im zweiten Telephon
die Worte, welche in das erste hineingesprochen wurden, zwar schwach,
aber doch deutlich hört.
In Amerika hat man das Telephon, welches eine deutsche Er—
findung ist, so vervollkommnet, daß man auf eine Entfernung von
mehr aäls 200 km die Worte noch hört. Wir sehen hiexaus, daß es
für den Verkehr auch innerhalb der größten Staädt vollständig aus—
reicht. Darun finden wir jetzt in allen größeren Städten unseres
Vaterlandes ein Telephonami. Mit ihm stehen viele Häuser der
Stadt durch besondere Leitungen aus Stahldraht, welche auf eisernen
Ständern über die Dächer geführt werden, in Verbindung, so daß
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