Full text: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern

—— — 
— 
4— 
Donau umschlungen wird. Es ist der letzte reizvolle Punkt vor dem Ein⸗ 
itt des Stromes in eine einförmige Riedgegend. Auf schwärzlichem 
Moorgrunde finden sich hier zu beiden Seiten der Donau nur spärliche 
Wiesen und Felder, nur dürre Fichtenwälder; eine kurze Abwechslung 
belel der Stromdurchbruch durch eine Felsenpforte bei Zell; dann aber 
folgt bis in die Nähe der von einem herrlichen Münster überragten Festung 
Ülin aufs neue flaches, sumpfiges Moorgebiet. Weiterhin gelangen wir 
durch das traurige Donauried, begegnen den berühmten Schlachtorten 
Höchstädt und Blindheim und der ehemaligen Reichsstadt Donauwörth, 
hei welcher die Wörnitz aus dem fruchtbaren Ries in die Donau mündet. 
Vor Neuburg treten von beiden Seiten Hügelreihen bis an den Fluß heran; 
jenseits der südlichen breitet sich bis ntethalb der stattlichen Festung Ingol⸗ 
tadt abermals ein wenig fruchtbares Donaumoos aus, für dessen teilweise 
Bebauung und Ansiedlung sich Kurfürst Karl Theodor und König Ludwig J. 
viel bemüht haben. Von Neuͤstadt bis Regensburg ist die Donau abermals 
von Gebirgen eingeengt, deren seltsam geformte Felsen den schluchtartig 
eingezwängten Fluß überragen. Hier liegt das Benediktinerkloster Welten⸗ 
burg mit den zum Teil in den Fels selbst hineingehauenen Altären seiner 
Sftotirche. Nuf dem Michelsberg bei Kehlheim unweit der Mündung 
Nnnuhl erhebt fich die herrche Befreiungshalle, welche König Ludwig . 
zu Ehren aller Helden der Vefreiungskriege erbauen ließ. Bei Abbach 
treten die Felsen wieder steil an den Iluß heran bis Mariaort, wo die aus 
dem wildromantischen Tale von Etterzhausen kommende Nab einmündet. 
Bei Regensburg mit seinem herrlichen Dome erreicht die Donau 
ihren nördlichsten Punkt (49 n. Br.), um sich dann südöstlich zu wenden. 
Die Brücke, welche hier üͤber den Fluß gelegt ist, überdauert die Zeit ihres 
Erbauers, Heinrichs des Stolzen, schon über 750 Jahre und zeigt sich noch 
immer dem Anpralle der Wogen gewachsen. Gegenüber Regensburg er⸗ 
gießt sich der Regen, welcher aus dem wildesten und großartigsten Teil 
des Böhmerwaldes kommt, in die Donau. Der Regen uͤmfließt auf zwei 
Seiten den Bayerischen Wald, der mit einem Zweig des Böhmerwaldes 
gegen Südosten verwachsen ist. Durch den Baͤyerischen Wald wird die 
Doͤnau gezwungen ihren nordöstlichen Lauf gegen Südosten zu wenden. 
Der Baherische Wald fällt steil zu dem Strome ab, über den er sich mit 
1300 m hohen, bewaldeten Kuppen erhebt. Auf einem Vorsprung des 
Gebirges ragt bei Donaustauf die herrliche Walhalla empor, welche König 
Ludwig der J. über dem majestätischen Strome zu einem „Tempel deutscher 
Ehren“ aus Untersberger Marmor erbaut hat. Die Walhalla ist 30 m breit, 
Am tief und 2 mn hoch; ihren vorderen Giebel tragen 16 Säulen in 2 Reihen; 
je 18 Säulen umgeben die Seiten und 9 Säulen die Rückseite. Von den 
Fiebelfeldern zeigt das eine in kolossalen Marmorfiguren den Sieg des Ar⸗ 
Ninius über Varus, während das andere in sinnbildlicher Form die Wieder— 
gewinnung westdeutscher Städte von Frankreich zur Darstellung bringt. 
Die Walhalla ist in ihrem Innern äußerst prächtig geschmückt und enthält 
in zwei Reihen übereinander die Büslen der von dem Erbauer zu „Wal—⸗ 
hallagenossen“ auserwählten Deutschen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.