Full text: Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen

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84. Sprüche. 
ohne ihre Geldhilfe vermochten die mächtigsten Fürsten dieses Erdteils keine 
nur irgend bedeutende Unternehmung zu vollführen, und ihre Familie war 
mit den edelsten Geschlechtern Deutschlands verwandtschaftlich verbunden. 
Auch erhob Kaiser Maximilian J. sie in den Adelstand und verlieh ihnen die 
ehrenvollsten und vorteilhaftesten Freiheiten und Rechte. 
In wohlthätiger Sorge für die Not der Dürftigen zeichneten sich die 
Fugger stets aus. So erkauften sie schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts 
in der Jakobsvorstadt einen großen Platz nebst einer Anzahl von Gebäuden, 
ließen diese niederreißen und 51 Häuser mit 106 Wohnungen erbauen, in 
denen arme Bürger Augsburgs für den geringen Mietzins von jährlich 
zwei Gulden ein bequemes Unterkommen fanden. Diese ganze Anstalt bildet 
so zu sagen eine eigene Stadt; sie hat drei Haupt- und drei Nebenstraßen, drei 
Thore und eine eigene Kirche und ist noch jetzt unter dem Namen „die Fuggerei“ 
eine Merkwürdigkeit Augsburgs und eine Wohlthat für dessen Bürger. 
Den Reichtum, Geschmack und die Prachtliebe der Fugger zeigte vor 
allem die äußere und innere Einrichtung ihrer palastähnlichen Häuser, welche 
die höchste Zierde ihrer Vaterstadt wurden. Die Fugger'schen Häuser waren 
mit Kupfer gedeckt und von außen mit Bildern auf nassen Wurf bemalt. 
In- und ausländische Baumeister und Künstler waren bei diesen Bauten 
thätig. Noch bewundert man die künstliche Schreiner- und Schlosserarbeit 
an und in den ehemaligen Fugger'schen Behausungen. 
Unter Karl V. drang der Ruf der Fugger'schen Reichtümer bis in das 
ferne Spanien, wo das Sprichwort entstand: Er ist so reich, wie ein Fugger. — 
Ja, der Kaiser selbst soll, in gerechtem Stolze auf solche Unterthanen, als 
man ihm den königlichen Schatz zu Paris zeigte, ausgerufen haben: „Jn 
Augsburg habe ich einen Leineweber, der das alles mit Gold bezahlt.“ 
Hatte ihm doch auch, wie eine Sage erzählt, dieser Leineweber, der Graf 
Anton, einen großartigen Beweis seines Reichtums gegeben. Als Karl V. 
von seinem Zuge nach Tunis im Jahre 1535 zurückkehrte, beehrte er den 
Grafen Anton mit seinem Besuche. Da ließ der reiche Fugger den Kamin 
in des Kaisers Zimmer mit Zimmtholz heizen und warf selbst eine bedeutende 
Schuldverschreibung seines bohen Gastes in das kostbare Feuer. 
„Und dieses Feuerlein dünkte dem Kaiser gar lustig“, bemerkt der 
Chronist. 
84. Sprüche. 
In jedes gute Herz ist das edle Gefühl von der Natur gelegt, daß 
es für sich allein nicht glücklich sein kann, daß es sein Glück in dem 
Wohle anderer suchen muß. 
* 
Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist; weiß 
ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.
	        
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