153
sogenannten hydraulischen Mörtel oder Zement anzuvenden.
Diesen stellt man aus Kalkarten her, die gleichzeitig eine be—
stimmte Menge Rieselerde, etwas Ton, Eisen, Titan usw. enthalten.
Man glüht sie im Brennofen und zermahlt sie zu feinem Pulver;
auch setzt man gern zerriebenen Traß, d. i. verhärtete vulkanische
Asche, zu. Wird solcher Mörtel mit Wasser angerührt, so verhärtet
er bald, bekommt eine besondere Eestigkeit und lätßt nachher kein
Wasser mehr eindringen. Soll der Mörtel auch Holzwerk bedecken,
so wird letzteres zuvor mit Rohrstücken benagelt; in den Putz
selbst werden auch wohl Kälberhaare eingemengt, um ihm gröbßere
Haltbarkeit zu verleihen.
Je mehr Feuchtigkeit eine Wand enthält, je jünger sie also ist
oder je leichter sie von außen her Wasser durchläßt, desto unge-
sunder wird das Zimmer. Am gefährlichsten werden solche Mauern
in Schlafzimmern. Das Wohnen in solchen Gemächern erzeugt in
kürzerer oder längerer Zeit Gichtübel, und nicht selten ist es, daß
ein Gichtleidender durchaus nicht die Ursache auffinden kann, durch
welcehe er sich seine Krankheit zugezogen hat, während sie doch
ihren Sitz in den Nanden der Wohnstube oder des Schlafgemachs
hat. Es ist also nicht nur für den Maurer, sondern für jedermann,
der ein gesundes Heim bewohnen möchte, von größter Wichtigkeit,
einen prüfenden Blick auf die vier Wände zu werfen, die er bewobnt.
(NMach Hermann Vagner, Entdeckungsreisen in der Wohnstube.)
111. Hausmauern und Zimmerwände in gesundheitlicher
Beziehung.
Von der Hausmauer verlangt man, daß sie fest sei, sich trocken halte
sowie die Wärme und den Schall schlecht oder gar nicht weiterleite. Zu
massiven Wandmauern wird man im allgemeinen Material wählen, das
poröser und lusthaltiger ist als das Fundamentmauerwerk. Hau- oder Bruch—
steine wird man dementsprechend auszusuchen haben. Wo es auf große
Schnelligkeit bei der Errichtung von Mauerwerk ankommt, wird man mit
Vorteil Betonmauern aufführen. Diese sind ungefähr von gleicher Porösität
wie Ziegelsteinmauerwerk. Für porösere Außenwände gibt man zum Zement
verschiedene Zusätze. Z. B. mischt man ein Teil Zement mit 30 Teilen
Zusatz und einer entsprechenden Wassermenge so, daß die Masse einen Brei
wie feuchte Gartenerde gibt.
Zu Grundmauern aus Ziegelmauerwerk muß man sehr stark gebrannte
Steine nehmen, schwächer gebrannte und porösere für Außen- und Innenwände.
Will man die Wände sehr porös haben, so mischt man Ton mit (etwa
20 — 40 9 der Masse) Torf oder Kohlengrus, Sägespähnen, Häcksel u. dergl.
Guter Ton und scharfes Brennen ist aber hierbei erforderlich. Mauern aus
solchen Steinen trocknen sehr schnell aus. Die Umfassungsmauern haben
11 Normalsteinstärle; bei mehr als 2 Stockwerken erhält das untere Stock—
werk Tragmauern von 2 Steinstärken; bei 5 Stockwerken aber muß das
unterste schon 213 Stein stark sein. Kellermauern rechnet man 15 Stein
stärker als Mauern des Erdgeschosses. Die Aussparung von Isolierluftschichten
in massiven Mauern hat den Vorteil, daß die Wände im Winter wärmer,