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196. Die gute, alte Zeit. 
Um die gute, alte Zeit 
laßt die eitle Klage! 
Alte Zeit und neue Zeit 
berühren sich alle Tage. 
Altes Leid und neues Leid: 
Ach dieselbe Plage! 
Alte Zeit und neue Zeit, 
immer heißt es: „Trage!“ 
bis wir frei von Erdenleid 
ruhn im Sarkophage. Garthel.) 
Es melden Bücher und Sagen so manches Wunderding 
von einem gelben Wagen, der durch die Lande ging. 
Die Kutsche fuhr — man denke! — des Tags sechs Meilen weit, 
und hielt an jeder Schenlke. — O gute, alte Zeit! 
Es ward von den Passagieren zuvor das Haus bestellt 
sie schieden von den Ihren, als ging's ans Ende der Welt. 
Sie irugen die Louisdore vernäht in Stiefel und Kleid, 
im Sack zwei Feuerrohre. — O gute, alte Zeit! 
Oft, wenn die Reisegenossen sich sehnten nach Bett und Wirt, 
da brummte der Schwager verdrossen: „Potz Blitz, ich hab mich verirrt!“ 
Von fern her Wolfsgeheule, kein Obdach weit und breit 
es schnaubten zitternd die Gäule. — O gute, alte Zeit! 
Auch war es sehr ergötzlich, wenn mit gewalt'gem 
in einem Hohlweg plötzlich der Wagen zusammenbrach. 
War nun ein Rad gebrochen, so herrschte Fröhlichkeit; 
mitunter brachen auch Knochen. — O gute, alte Zeit! 
Der Abenteuer Perle war doch das Waldwirtshaus; 
es spannten verdächtige Kerle die müden Schimmel aus. 
Ein Bett mit Federdecken stand für den Gast bereit; 
da naht ihm Tod und Schrecken. — O gute, alte Zeit! 
Und wenn der Gäste hundert verschwunden im Waldwirtshaus, 
dann schickte der Rat verwundert berittene Häscher aus. 
Die Leichen wurden gefunden, bestattet und geweiht; 
der Wirt gerädert, geschunden. — O gute, alte Zeit! 
Gudolf Baumbach.) 
197. Die junge Zeit. 
Wohl schwillt mir hoch die Brust mit raschem Klopfen, 
seh ich, im Angesicht des Schweißes Tropfen, 
die junge Zeit, wie sie gewaltsam ringt, 
wie sie zu stetem Werk geschürzt die Lenden, 
ein neuer Herkules mit Kinderhänden, 
das Ungeheure schon vollbringt. 
In tausend Schmieden bei der Essen Brande 
gießt sie das Erz und schweißt in Eisenbande 
die weiten Länder, die ihr untertan; 
vom müden Saumroß, das sich wund getragen, 
nimmt sie das Joch und schirrt vor ihren Wagen 
den Dampf, den wilden Riesen, an. 
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