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2. FNleiß und Ausdauer; Vünkllichkeilt, Ordnung und 
Zparsamkeil; Vescheidenheil und Höflichkeil, Nähigkeil, 
Gesundheit und Glück. 
99. Fleiß und Ausdauer. 
4. 
Fleiß und Ausdauer sind Vorbedingungen aller erfolgreichen Tätigkeit, ohne 
welche auch Kaiser und Könige glänzende Nullen bleiben. 
Wir brauchen nur flüchtig die Lebensbeschreibung großer Männer durch— 
zublättern, um uns davon zu überzeugen, daß die hochstehenden Erfinder, 
Künstler, Denker, kurz die ausgezeichnetsten Arbeiter in allen Berufszweigen, 
ihre Erfolge vorzüglich durch unermüdlichen Fleiß und zähe Ausdauer ge— 
wannen. Benjamin Franklin, der den Ausspruch getan: „Der Fleiß ist die 
Mutter des Glückes, und dem Fleißigen gibt Gott alles,“ war einer der 
tätigsten Menschen. In seiner Selbstbiographie, die kein junger Mann un— 
gelefen lassen sollte, erzählt er, daß einst, als in einem Klub von Kaufleuten 
die Rede auf ihn und seine neugegründete Buchdruckerei gekommen, und die 
Befürchtung ausgesprochen wurde, diese möchte sich neben den beiden schon 
bestehenden nicht halten können, ein Herr mit Namen D. Bart entschieden das 
Gegenteil behauptet habe; „denn,“ sagte er, „Franklins Fleiß ist größer, als 
ich ihn je bei einem anderen Menschen getroffen habe; wenn ich in der Nacht 
vom Klub heimkehre, sehe ich ihn noch an der Arbeit, und so ist es am 
Morgen, wenn seine Nachbarn noch im Bett liegen.“ „Wenn ich soviel von 
meinem Fleiß erzähle,“ setzt Franklin hinzu, ‚so tue ich es nicht um des 
Lobes willen, sondern in der Absicht, daß diejenigen meiner Nachkommen, 
welche diese meine Lebensereignisse lesen, den Nutzen dieser Tugend kennen 
lernen, in dem sie sich überzeugen, wie günstig sie auf die Gestaltung meiner 
Angelegenheit eingewirkt hat.“ 
2. Eine große Hauptsache, auf welche im Leben viel zu wenig Gewicht gelegt 
wird, ist die Erziehung des Menschen zur Arbeit. Der Prozeß des Arbeiters 
muß dem Menschen zur teuren Gewohnheit, zur zweiten Natur werden. Je 
lieber wir eine Sache tun, desto leichter erscheint sie uns, desto mehr Behagen 
flößt sie uns in ihrem Verlaufe ein. So ist's mit dem Arbeiten. Je höher 
die Entwicklungsstufe ist, auf welcher ein Mensch steht, desto kräftiger ist sein 
Arbeitstrieb, desto reiner seine Arbeitslust. „Meister muß sich immer plagen,“ 
sagt Schiller. Sein ganzes Leben ist wie ein Arbeitstag, und wenn er stirbt, 
so hat er aufgehört zu arbeiten. Fleiß, Ausdauer und Stetigleit bilden die 
Grundlage der Ärbeit. Nur in seltenen Ausnahmen gelingt gleich der erste 
Versuch, und oft ist eine jahrelang fortgesetzte Arbeit erforderlich, um es nach 
irgend einer Richtung hin zur Meisterschaft zu bringen. Wir müssen wieder— 
holen und immer wiederholen, beharrlich wie der stetig auf einen Punkt fallende 
Wassertropfen, der im Laufe der Jahrhunderte selbst den festesten Stein 
aushöhlt. Kein Meister ist jemals vom, Himmel gefallen; denn die Mutter 
aller Meisterschaft ist arbeitsgesüttigte Ubung. Der berühmte Geigenspieler
	        
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