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beträchtlich. Während vordem ein tüchtiger Handweber in einer Woche 
zwei Stück Schirting von bestimmter Länge und Beschaffenheit fertig 
brachte, erzeugte im Jahre 1833 ein Knabe von 15 Jahren mit 4 Kraft— 
stühlen und der Hilfe eines zwölffjährigen Mädchens 18 bis 20 solcher 
Stücke, also das Neun- bis Zehnfache. In der Baumwollspinnerei 
dürflen gegenwärtig zusammen etwa 3 Millionen, in der Wollweberei 
5600 Krafistühle in Betrieb sein. Die verhältnismäßig geringe 
Zahl der Kraftwebstühle in der Wollweberei erklärt sich teilweise daraus, 
daß die mechanische Arbeit in der Wollweberei den Handbetrieb weit 
weniger eingeschränkt hat als in der Spinnerei. Die von den Maschinen 
zustande gebrachte Leistung dürfte ungefähr der Arbeit von 35 Millionen 
Handwebern entsprechen. 
Die Vorbereitungsarbeiten für die Kette bestehen im Spulen, Scheren, 
Schlichten oder Leimen und Bäumen. Da die Garne häufig im Strahn 
bezogen werden, so muß man sie zuvörderst auf hölzerne Spulen bringen, um 
sie bei der nächsten Operation, dem Scheren, bequemer und geeigneter 
handhaben zu können. Von diesen Spulen oder, wenn man Cops hat, 
von diesen, werden die einzelnen Fäden abgezogen und parallel neben— 
einander liegend, dem Farbmuster der gewünschten Ware entsprechend, auf 
iner Trommel geordnet. Hierdurch erhalten sie auch eine gleiche Länge, 
nämlich die, welche die nachherige Warenlänge ausmacht. Das ist die 
Operation des Scherens. Vielfach müssen die Kettfäden, welche im 
Webstuhl manche sie stark angreifenden Widerstände zu erdulden haben, 
gegen diese haltbarer gemacht werden. Deshalb tränkt man baumwollene 
nd leinene Garne mu Stärkekleister, wollene mit Leimwasser, wodurch 
die Fäden an der Oberfläche glatter und so widerstandsfähiger für das 
Verweben werden. Hierin besteht das Schlichten und Leimen. Seide be— 
darf infolge ihrer großen Glätte dieser Bearbeitung nicht. Dem Scheren, 
wenn Schlichten und Leimen wegfällt, oder dieser letzten Arbeit folgt 
das Bäumen, es wird die geordnete Kette in der Breite der zu erzeugenden 
Ware auf eine Walze, einen Baum gewickelt. 
Die genannten Arbeiten geschahen in den ältesten Zeiten lediglich 
durch die Hand, man spannte Faden für Faden zwischen zwei festgelegte 
Staugen aus, um die Kette so zu ordnen, wie es der Webstuhl verlangte. 
Später entstand das Spulrad, mit welchem das Abholen des Garnes 
vom Strahu auf die Spule erfolgte. Mittels des Scherrahmens, einer 
aufrechtstehenden, sich um die senkrechte Achse drehenden Lattentrommel, 
wurden die Ketifäden partieenweise in Bandform etwas schräg liegend, 
aufgeschert und durch Rückwärtsdrehen der Trommel wieder zum Aus— 
gangspunkte zurückgebracht, nachdem sie zur Ermöglichung der Rückkehr 
um holzerne Nägel geschlungen und durch die Anzahl der Umdrehungen 
die Keltenlänge berücksichligt worden war. Durch Wiederholung des Spieles 
scherte man nach und nach die Kette in ihrer vollen Fadenzahl auf diese 
Trommel und wickelte das abgenommene Band mit Hilfe des Bäumgestells 
auf den Kettbaum, welchen man dann in den Webstuhl einlegte. Noch 
heute geschieht die Kettenvorrichtung vielfach, wenn auch mit bedeutend 
verbesserien Äpparaten in gleicher Weise. Statt des Spulrades verwendet 
man eine durch Hand-⸗, Fuß- oder Elementarkraft bewegte Spulmaschine,
	        
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