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Die See ist die Hochstraße des Erdballs;
sie ist der Tummelplatßz der Kraft und des
Unternehmungsgeistes für alle Völker und
die Wiege ihrer Kindheit; wer an der See
keinen Teil hat, der ist ausgeschlossen von
den guten Dingen und Ehren diefer Weli,
der ist unsres eben Herrgottes Stiefkind.
(Sriedr. List.)
Der Dreizack Neptuns ist das Szepter
der Welt. Schleiden.)
Wer das grüne, kristallene Feld
pflügt mit des Schiffes eilendem Kiele,
der vermählt sich das Glück, dem gehörf
die Welt;
ohne die Saat erblüht ihm die Ernte.
— ESchiller.)
Ein tücht'ger Schiffer nie verzagt,
er wird die Fahrt verstehen
und hoch am Mast in tiefster Nacht
stets heilige Feuer sehen.
(Immermann.)
Die See ist an guten Dingen unerschöpf—
lich, und man muß nur Mut und Krast
haben, sie zu heben.
Die Schiffahrt ist notwendig, das Leben
nicht. (Alter Spruch im Schifferhaus zu Lübeck.
Jede Entwicklung der Seeschiffahrt ist
eine Entwicklung des Landes selbst wie seiner
Kräfte. Otto v. Bismarck.)
Beherrsche das Meer, und du beherrschest
die Erdel
Ein guter Schiffer untersucht den Grund
ehe er den Anker fallen läßt.
Wer den Schiffer zum Freunde hat,
bekommt einen guten Platz an Bord.
Es ist nicht jeder ein Zuter Schiffer,
der ein guter Fischer ist.
Die Dämpfe steigen, die Säule raucht,
nun wird die Fahrt beginnen!
Wenn in die Flut das Rad sich taucht
und seine Kräfte rasselnd braucht,
dann fliegt es schnell von hinnen.
Die Woge knirscht in stummer Wut,
will sich nicht zwingen lassen,
möcht' gern das Schiff mit seinem Gut
und seiner ganzen Menschenbrut
in ihre Strudel fassen.
321. Das Dampsschiff.
Das Schiff fliegt ruhig stolz dahin,
und spricht mit schnellen Schwingen:
Wohl fühl ich, Welle, was ich bin,
erzeugt vom regen Menschensinn,
geschickt, mit dir zu ringen.
Beflügelt hat der Mensch den Kiel,
der Herrscher ird'scher Geister;
er macht den Kampf mit dir zum Spiel,
führt ruhig mich ans ferne Ziel
Meer, weiche deinem Meister.
(M. Beer.)
322. Vom Schiffbau.
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Man unterscheidet zwei große Gruppen von Schiffen, solche, die das
Meer oder die See mit Sicherheit befahren können, Seeschiffe, und solche, die
für das Befahren ruhiger Gewässer, wie Flüsse und Binnenseen, konstruiert
und demgemäß weniger stark gebaut sind, Flußschiffe. Nach dem beim Schiffbau
verwendeten Material spricht man von hölzernen und eisernen Schiffen, vom
Holz⸗- und Eisenschiffbau. Mit geringen Ausnahmen sind die technischen Aus—
drücke beim Holzschiffbau vom Eisenschiffbau übernommen worden.
Beim Bau eines Schiffes unterscheidet man drei Hauptabschnitte:
1) das Setzen des Schiffes in Spanten,
2) die Anfertigung der äußeren und
3) die Herstellung der inneren Verzimmerung.
Man beginnt mit der Anfertigung und Verbindung des Kiels, des Vor—
stebens, der dorderen und hinteren Binnensteven, des Hinterstevens, des Tot—
holzes, der Spanten, Ohr- und Klüshölzer, der Heckstützen und des Kielschweins.