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Hierauf lief er nach Hause und klagte der Mutter, wie ein böser Bube
sich im Walde versteckt und ihn geschimpft habe.
Die Mutter sprach: „Diesmal hast du dich selbst angeklagt. Du hast
nichts vernommen als den Widerhall deiner eigenen Worte. Hättest du
ein freundliches Wort in den Wald hineingerufen, so wäre dir auch ein
freundliches Wort zurückgekommen."
Wie du hineinrufst in den Wald,
die Stimme dir entgegenhallt.
Christoph v. 5chmid.
Wh
77. Der Vogelsteller.
1.
eit, weit boit hier liegt ein großer, grüner Wald, viel
schöner als andere Wälder; der hatte in früherer Zeit die
wunderbare Eigenschaft, daß alle Vögel, die sich darin auf¬
hielten, nicht bloß aufs allerschönste singen, sondern auch
wie Menschen sprechen konnten; kamen sie aber aus dem
Wald heraus, so konnten sie wie andere Vögel nur ganz gewöhnlich
singen und zwitschern. Nur die Elster, die konnte überall sprechen.
Mitten in diesem Walde befand sich ein freier, lichter Platz,
auf dem eine uralte, gewaltige Eiche stand; darauf kamen abends
die jungen Vögel aus dem ganzen Umkreise zusammen, sangen und
sprangen von Zweig zu Zweig, spielten und jagten einander und
erzählten sich alles, was ihnen am Tage geschehen war. Eines
Abends waren sie dort auch wieder zusammen und sangen luftig
und guter Dinge ihr gewöhnliches Liedchen:
„Scheint die Sonne durch die Äste,
fliegt das Vöglein aus dem Neste,
dreht hin und her sein Köpflein,
wetzt hin und her sein Schnäblein
und singt in den grünen Wald hinein:
Heisa, juchhei!
wie ist doch das Vöglein so frei!"
Während sie das sangen, kam plötzlich die Elster hergeflogen, setzte sich in
die oberste Spitze des Baumes und rief:
„Vöglein im ganzen Wald,
groß und klein, jung und alt,
Lerche und Zeischen,