86. Sonntag.
1. Es tönet über das weite Feld
ein liebliches Frühgeläute —
wie ist so ruhig heut die Welt,
so sonnig und wonnig heute!
2. Die Hirten neben der Herde
ruhn,
die Herden ruhn auf der Weide;
die Bauern ziehn zur Kirche nun
im stattlichen Sonntagskleide.
3. Es schimmert der Tau im grünen
Plan
wie Perlen auf schimmernder Seide,
als hätte die Flur auch angetan
sonntägliches Festgeschmeide.
4. Es ist, als sängen die Vögel auch
heut schöner als andere Tage,
als dufteten heut mit stärkerem Hauch
die Blumen im Feld und im Hage.
5. Und Orgelklänge tönen von fern,
von Morgenlüften gehoben,
und alles betet: „Wir loben den Herrn
und wollen ihn ewig loben!"
Rudolf Löwenflein.
87. September.
1. wir wollen in den Nußbusch gehn
und dort einmal zum Nechten sehn;
das Eichhorn und der Häher
find arge Nüffespäher.
Der Buntspecht und die Haselmaus,
die lieben auch den Nußkernschmaus!
Sic nagen und sie zwicken,
sie hacken und sie picken —
und wer nicht kommt zur rechten Zeit,
geht, wie ihr wißt, der Mahlzeit queit.