Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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zu tun habe, und dieses wies ihn an Eurystheus, den König van 
Mykenä im Lande Urgos, dessen Gebote er willig erfüllen sollte. Oer 
legte ihm zwölf schwere Arbeiten auf, die Herakles alle vollbrachte, 
und durch die er der Wohltäter des Menschengeschlechtes und der 
erste Held seines Volkes wurde. Ludwig Stacke. 
58. Aus dem Trojanischen Kriege. 
a) Die Opferung der Iphigenie. 
n dem Hasen einer Stadt, welche Aulis hieß, versammelten 
sich die Schiffe der griechischen Fürsten. Da kam der 
mächtige König Agamemnon, des Menelaus Bruder; der 
kluge Odysseus, der tapfere Diomedes, der riesenstarke Ajax. 
Achilleus, der junge Myrmidonenfürft, mit seinem lieben 
Freunde Patroklus, der ehrwürdige Greis Nestor. Alle wollten das 
Leid und die Schmach rächen, die dem wackeren Menelaus durch den 
frechen asiatischen Räuber Paris widerfahren war. 
Endlich waren alle beisammen, und man wäre gern unverweilt 
von dannen gesegelt. Aber kein Lufthauch bewegte die spiegelglatte 
Meeresfläche. Man wartete von einem Tage zum andern. Um¬ 
sonst! Die Segel hingen schlaff an den Masten herab, die Wind¬ 
stille wollte nicht weichen. Da wurden die Helden sorgenvoll; denn 
sie fürchteten, daß irgendein Gott oder eine Göttin ihnen zürne 
und die Fahrt vereiteln wolle. Darum gingen sie zu dem Priester 
Kalchas, der nicht nur die Zukunft weissagen, sondern auch den 
Grund der Begebenheiten erkennen konnte, und fragten ihn, warum 
kein günstiger Segelwind wehen wollte. Kalchas zog ein sehr ernst¬ 
haftes Gesicht und weigerte such lange zu antworten. Aber sie drangen 
so heftig in ihn mit Bitten und Drohungen, daß er zuletzt nach¬ 
gab und sprach: „Agamemnon ist an diesem Übel schuld. Er hat 
in einem heiligen Hain der Artemis gejagt und eine weiße Hirsch¬ 
kuh, die der Göttin lieb war, erlegt. Darum zürnt Artemis ihm 
and uns allen und hält alle Winde gefeffelt, und ihr Zorn wird 
sich nur dann besänftigen lassen, wenn Agamemnon seine eigene 
Tochter Iphigenie ihr zum Opfer bringt." Über diese Worte er¬ 
schrak Agamemnon so, daß es nicht zu sagen ist; er schalt den 
Priester einen Betrüger, der ihn nur verderben wolle, weinte dann 
und sagte, daß er niemals sein liebes, unschuldiges Kind ermorden
	        
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