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von Schubert. Hey. Seidl, von Schmid. Z
4. Der liebe Gott ist zu Hause.
1. £), fürchte dich nicht in dunkler Nacht,
Geh ohne Sorg' im Freien!
Der Gott, der über uns allen wacht,
Wird seinen Schutz dir leihen.
2. Er geht im Sonnenschein mit dir,
Er geht mit dir im Düstern,
Und was so säuselt dort und hier,
Ist seiner Stimme Flüstern.
3. Glaub' nicht, er sei dir jetzo fern,
Er ist dir nah wie immer!
Er hat die frommen Kinder gern,
Verläßt sie bei Nacht auch nimmer.
4. Und sieht es gleich schwarz und gespenstisch aus,
Wenn Nacht und Nebel feuchtet,
Der liebe Gott ist doch zu Haus:
Seine Fenster sind ja beleuchtet.
_ Johann Gabriel Seidl.
5. Die gerettete Mutter.
Eine arme Mutter ging mit ihren zwei Kindern, einem Knaben und
einem Mädchen, auf einen Berg, der nicht weit von ihrem Dorfe lag und
eine Burgruine trug, um dort Kräuter für die Apotheke zu sammeln.
„Seht,“ sagte sie zu den Kindern, als sie oben war, „hier an diesem
Felsen herum ist’s ganz rot von Erdbeeren. Pflücket und eßt nach
Herzenslust! Ich will indes zwischen jenen alten Mauern Kräuter suchen.“
Sie ging. Allein kaum hatte sie einige Kräuter abgepflückt, so fing
das Töchterchen laut an zu schreien. Die Mutter lief erschrocken hin —
das Mädchen stand mit Augen voll Thränen da und sagte: „0 Mutter!
Ein böses, giftiges Tier wollte mich beißen.“ Allein der Knabe lachte
und sagte: „Es war nichts als eine Eidechse!“ — „Nun,“ sprach die
Mutter, „da hättest du nicht erschrecken sollen; das schöne, goldgrüne
Tierchen ist nicht giftig und thut keinem Menschen etwas zuleide.“
Als die Mutter noch so redete, entstand plötzlich ein furchtbares
Getöse, als donnerte es, und der Berg ward so erschüttert wie bei
einem Erdbeben. Alle blickten erschrocken umher. Die dicke, hohe Mauer,
an welcher die Mutter Kräuter gesammelt hatte, war eingefallen. „0
Kinder,“ sprach die Mutter, „laßt uns Gottes gütige Vorsehung an¬
beten! Durch eine Eidechse — wer sollte es glauben! — rettete mir
Gott das Leben. Hätte die Eidechse nicht eben in dem rechten Augen¬
blicke dich, mein Kind, so erschreckt, daß du laut aufschriest, so läge ich
jetzt unter jenen Steinen begraben.“ Christoph von Schmid.
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