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Von der Elektricität.
Der Stromkreis ist dann wieder geschlossen, und es erfolgt eine neue Anziehung. Dies
Spiel wiederholt sich, solange der Knopf 0 niedergedrückt ist, sehr schnell. Auf diese
Weise erklärt sich das rasch aufeinanderfolgende kurze Anschlagen unserer elektrischen
Klingeln. — Ähnliche Läutewerke finden sich längs der Bahnkörper und auf Bahnhöfen,
wo sie Ankunft und Abgang der Züge melden.
Elektrische Uhren sind Apparate, durch welche der Gang einer Normaluhr
mittels des elektrischen Stromes aus viele entfernte Zeigerwerke übertragen wird. Die
Normaluhr schließt von Minute zu Minute den Strom. Dadurch werden die Elektro-
magnete in den Zeigerwerken magnetisch und bewirken durch Anziehung des Ankers,
daß die Minutenzeiger um einen Teilstrich weiter rücken. Derartige Zeigerwerke sinh
jedoch wenig zuverlässig, weil der Strom nicht immer gehörig zur Wirkung kommt und
die Leitung leicht Beschädigungen ausgesetzt ist.
50. Induktion.
Jni Jahre 1831 entdeckte Faraday eine neue Wirkung des elektrischen Stromes.
Schickt man einen Strom durch eine Drahtspule H Mg. 110 uud schiebt diese in eine
zweite Spnle X, deren Drahtenden mit dem Multiplikator verbunden sind, so wird die
Magnetnadel jedesmal abgelenkt, wenn der Strom hergestellt oder unterbrochen wird.
Es muß also auch in der Nebenspule N ein elektrischer Strom entstanden sein. Dieser
Strom ist durch die verteilende Wirkung des Stromes in der Hauptspule hervorge¬
rufen oder induciert. Der galvanische Strom ruft in nahen geschlossenen
Leitern einen elektrischen Strom hervor und zwar im Augenblick der
Entstehung und Unterbrechung. — Die derart entstehenden Ströme nennt man
Jnduktionsströme. Die Magnetnadel wird bei Herstellung und Unterbrechung
des Stromes nach entgegengesetzter Richtung abgelenkt. Es folgt hieraus, daß
die Richtungen des
Schließungs- und
Ofsuungsstromes ent¬
gegengesetzt sind. Das
Entstehen des
Hauptstromes bewirkt
einen Strom von
umgekehrter Rich¬
tung. Das Ver¬
gehen des Haupt-
stromes erzeugt einen
gleichgerichteten
Jnduktionsstrom.Die
Jnduktionsströme
sind daher Wechsel¬
ströme.
Die Induktions-
Wirkung findet auch
bei jedem Wechsel in der Stärke des Hauptstromes statt. Denn wir können uns denken,
daß die Verstärkung desselben durch das Entstehen eines neuen Zusatzstromes erzeugt
wird, was natürlich eine Jnduktionswirkung zur Folge hat. Ebenso kann das Schwächer¬
werden des Hauptstromes als das Vergehen eines Teils desselben gedacht werden. Dies
wird ebenfalls eine Jnduktionswirkung hervorbringen.
Der Induktionsapparat. Die Jnduktionsströme wirken stark auf den
menschlichen Körper und finden deshalb Anwendung in der Heilkunde. Zur bequemen
Erregung solcher Ströme wendet man den in Fig. 111 abgebildeten Apparat an,
der außer den zwei Spulen noch einen Stromunterbrecher besitzt. Als solcher dient
die elektromagnetische Hammervorrichtung. Sie besteht aus dem Elektromagneten E, der
Messingsäule M, dem Hebel F mit dem Anker H und dem Stift 8. Dieser berührt den
Hebel und ist durch eine Metallplatte mit dem einen Drahtende der Hauptrolle A ver¬
bunden. Die Schließungsdrähte werden an den Schrauben P und V befestigt. Der