389 
hatte. 2) Bei der Uebergabe sprach er: „Soldaten, hier sind 
eure Fahnen; diese Adler werden euch stets zum Vereinigungs- 
Punkte dienen, sie werden überall scyn, wo euer Kaiser sie zur 
Verteidigung seines Thrones und seines Volkes für nöthig erach¬ 
ten wird!" 
Schon vor der Krönung hatte Napoleon die Anerkennung 
und Beglückwünschung der meisten Fürsten Europa's erhalten. 
Außer England weigerten sich jedoch auch Nußland und Schweden, 
und Oesterreich zögerte bis zum 14. August (1804), an welchem 
Tage Europa durch die Kundmachung überrascht ward, daß Kaiser 
Franz sich bewogen finde, nach dem Beispiele, welches früher 
der russische Hof und so eben der neue Beherrscher von Frank¬ 
reich gegeben, auch dem Hause Oesterreich, in Rücksicht auf dessen 
unabhängige Staaten, den erblichen Kaisertitel bcizulegen. — 
Das Directorium hatte alle umliegende Staaten in Republi¬ 
ken verwandelt; Napoleon wollte sie nach dem Muster des Kaiser¬ 
reichs constituiren. Er fing mit Italien an. Eine nach Paris 
beschicdcne Staatsconsulta der cisalpinischen Republik berief Napo¬ 
leon Bonaparte zum König von Italien. Ihr Vicepräsident 
Mclzy trug ihm im Namen seiner Mitbürger die Krone an. 
„Sire, — sagte er am Schlüsse seiner Rede — Sie wollten, 
daß die cisalpinische Republik werden sollte, und sie ward. Wollen 
Sie, daß die italienische Monarchie glücklich werde, und sic wird's." 
Napoleon erklärte seine Bereitwilligkeit zur Annahme der Krone 
mit dem Vorbehalte, sic, sobald cs die Umstände forderten, einem 
seiner leiblichen oder Adoptivsöhne zu übergeben, und reiste darauf 
in Begleitung seiner Gemahlin und Schwester nach Mailand ab, 
das Königreich in Besitz zu nehmen. Am 26. Mai erfolgte seine 
feierliche Krönung in der Domkirche fast auf dieselbe Art und 
mit derselben Pracht, wie in Paris. Der Kaiser setzte sich selbst 
*) 2C(ö bei der Beratschlagung über diese Wahl im Staatsrathe die 
Einen den Löwen, den König der Thicrc, die Anderen die goldenen 
Bienen der Merowinger, wieder Andere den gallischen Hahn verschlu¬ 
gen, nahm Napoleon das Wort und sagte: „Euer Hahn ist ein 
Thier, -das auf dem Dünger lebt und sich von dem Fuchs fressen 
läßt. Ich mag ihn nicht. Nehmen wir den Adler; er ist der Vogel, 
welcher den Donner tragt und hellen Blickes in die Sonne schaut. 
Die französischenAdler werden sich so viel Achtung und Ruhm erwer¬ 
ben, als früher die römischen."
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.