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den Lebensbäumen und Zypressen Amerikas, andere unseren einheimischen
Fichten, noch andere sogar solchen Arten von Nadelholzbäumen, die
heulzutage nuͤr im fernen Ostasien und Japan gedeihen. Hier stand
bamals der Bernsteinbaum, ebenfalls ein Verwandter unserer Tanne
und Fichte, dessen Harz in reichlicher Menge austräufelte und nach⸗
mals im Boden erhärtete.
An anderen Siellen wuchsen neben Eichen und Buchen, Birken
und Pappeln auch die südlichen Kastanien und Ahorne, ja hier und
da sogar eine Palme. Es standen Gewächse an dieser Stelle, deren
nächste Verwandte gegenwärtig im wärmeren Amerika, Asien, Süd⸗
euroͤpa, ja selbst in Australien vorkommen, aber auch solche, wie sie
jetzt sich noch bei uns finden. Allem Vermuten nach waren damals
dic Winter unseres Landes nicht so anhaltend kalt und streng, sondern
denen Südeuropas ähnlicher.
In jenen Sumpfwäldern schwärmte es sonst von zahllosen Fliegen
und Mücken, gerade so wie gegenwärtig in den großen Zypressen⸗
wäldern der Vereinigten Staalen. In ganzen Wolken durchsummten
sie die feuchten Dickichte, und schwirrende Libellen, sowie langbeinige
Spinnen machten Jagd auf sie. Ameisen hatten in den Rasenhügeln
ihre Baue, Käfer und Bienen schwirrten von Blume zu Blume, und
Grillen zirpten ihre lustigen Lieder.
Schnecken und Muscheln belebten die Gewässer; an Fischen,
Krebsen und anderen Freunden des flüssigen Elementes fehlte es
ebenfalls nicht. Aber auch große Tiere waren vorhanden. Hirsche
weideten auf den grasreichen Blößen; Tapire, wie sie jetzt in Amerika
wohnen, und Nashorne, denen ähnlich, die sich heutzutage auf Sumatra
finden, wateten durch die schlammigen Tümpel. Elefantenähnliche
Geschöpfe mit langen Rüsseln und mächtigen Hauzähnen spielten hier
die großen Herren und fochten ihre Fehden aus mit Löwen und
Leoparden.
Von allen jenen Pflanzen und Tieren hat man Überreste in den
Braunkohlen und in den Erdschichten in ihrer Nähe gefunden; von
den ersteren Holz, Blätterabdrücke, Blüten und Früchte, von den letz⸗
leren die Knochen. Gegen 400 verschiedene Insekten fand man in
Bernsteinstücken eingeschlossen und sehr gut erhalten. Die flüssigen
Harztropfen waren von den Bäumen auf die Tiere herabgefallen,
hatten sie eingehüllt und Jahrtausende hindurch so schön bewahrt,
haß kein Fühlerchen, kein Beinchen oder Flügelspitzchen an ihnen fehlte.
Von Menschen hat man dagegen aus jener Zeit nichts gefunden;
wahrscheinlich lebten damals keine in diesen Wäldern.
Die großen Bäume fielen altersschwach zusammen und wurden
im Sumpfwaffer begraben. Von Zeit zu Zeit warf auch ein Sturm
Tausende von ihnen mit einem Male danieder. Das Wasser bedeckte
sie, löfte die schleimigen und salzhaltigen Säfte auf und verkohlte lang—
sain die Hölzer. Die kleinen Pflanzen starben jährlich ab. Ihre
Wurzeln dildeten Torf. Die Blätter der Bäume, die abgefallenen
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