Full text: Deutsches Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

— 157— 
— 
deutlich begründete Ausgabe Geld zu verlangen, als mit dem Buche 
zum Kaufmann zu schicken und zu sagen: „Schreiben Sie es auf.“ 
Es wird dann ohne Überlegung gehandelt und ohne Sparsamkeit 
gewirtschaftet. Meistens wird ja der Unterschied zwischen Bar⸗ und 
Kreditverbrauch so gewaltig nicht sein, aber eine ungünstige Ver— 
mehrung der Ausgaben beim „aufs Buch holen“ steht unzweifelhaft fest. 
Noͤch viel krasser wird uns die Notwendigkeit der Barzahlung 
klar durch folgende kleine Geschichte. 
Irgendwo in Polen — den Ort nenne ich nicht — besteht auch 
noch die schöne Sitte, daß die Landwirte der Umgegend im Städtchen 
alles auf Buch kaufen oder auf Rechnung anfertigen lassen, und be— 
zahlen, wenn sie gerade Geld in den Händen haben, oft nach Jahren 
erst. Ein Sattlermeister, der den zweifelhaften Vorzug genoß, eine 
große Zahl solcher Buchkunden zu haben, hatte unter anderm einmal 
für einen derselben einen Reitsattel gefertigt, vergaß aber, die Sache 
zu buchen. Später erinnert er sich der Geschichte, weiß aber nicht 
mehr genau, welcher von den vielen Kunden den Sattel erhalten hat. 
vVielleichi derꝰ — oder der? — oder — kurz, er weiß es nicht mehr. 
Schnell entschlossen, setzt er den Reitsattel zwölf seiner Kunden 
mit auf die Rechnung. — Sie haben alle schon seit lange nicht mehr 
bezahlt. Einer von ihnen hat den Sattel bestimmt erhalten, die 
übrigen elf werden sich schon melden. 
Sie meldeten sich aber nicht, sondern bezahlten — nach und nach 
— alle zwölf. Keiner wußte mehr bestimmt, was er dem Sattler⸗ 
meister schuldig war, keiner erhob Widerspruch. 
Vielleicht hast du auch schon einigemal einen Reitsattel bezahlt? 
Passe doch auf! Der Kaufmann, der lange bucht, muß doch irgend⸗ 
wie entschädigt werden; bezahle lieber bar, bezahle so schnell als 
möglich, selbst wenn der Kaufmann Umstände macht, dein Geld an— 
zunehmen, selbst wenn er sagt, es eilt nicht, gerade dann! · 
Böttner. 
5. Versicherungen. 
Derselbe Mangel an Einsicht und Vorsicht, der sich in der Borg⸗ 
wirtschaft zeigt, drückt sich ferner darin aus, daß die Möglichkeit, 
sich gegen die vielen Unfälle zu sichern, welche die Quelle des Erwerbs 
lreffen können, in ungenügender Weise ausgenutzt wird. Tausende 
von sonst wirtschaftlich tüchtigen Menschen büßen diesen Leichtsinn 
mit ihrem Verderben. 
Ein Brand kann in wenigen Stunden das ganze im Laufe von 
Jahrzehnten mühsam angesammelte Vermögen, die wesentlichste Er⸗ 
werbsquelle ganzer Familien zerstören; man kann sich mit kleinen, 
leicht aufzubringenden Zahlungen an eine Feuerversicherungs— 
Gesellschaft gegen diese Gefahr sichern, und doch tun es viele Leute nicht. 
Die Jumobilien für welche in mehreren Bezirken, wie Hessen— 
Nassau, Schleswig-Holstein ꝛc. ein gewisser Versicherungszwang be—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.