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Auch von seinem Preund Fenchel nabhm er nachher rühb-
renden Abschied und empfahl ibm dringend den armen Jonas.
„Es ist nicht nötig,“ erwiderte der Gürtler mit tränen-
vollen Augen, „es ist nicht nötig; denn ich weiss, was ich eurer
Mũhwaltung zu verdanken habe. Eurem Kinde soll's vergolten
werden.“
Ihaddaus reiohto ihm die matte Hand und sagte: „NMir ist
es wobl bewulst, ihr seid ein redlicher Mann gegen alle Wolt,
nur leider gegen euch selbst nicht. Nehmt mir's nicht üboel,
dass mir deshalb gar bang um meinen Jonas ist. Ihr und der
bõöse Geist seid schon zu gute Preundo.“
Meister Fenchel fubr erschrocken auf und meinte, der Kranke
rede irro. Was denket ihr von mir?ꝰ“ rief er. „Der böse Geist?
Woer?
„Der Weingeist!“ war die Antwort, „er ist der bösesto
von allen Geistern. Denn vwo er eingeht, geht der Verstand
aus. Wein macht den Kopf schwer und den Beutel leer. Das
richtet unsero Handwerker zugrunde, dass sio abends in Kneipen
und Schenken lieber dem Wirte, als Weib und Kind daheim
gefallen wollen. Vill's der Wein nicht mehr tun, muls Brannt-
wein heran. Er hat FPeuer genug, dass endlich Magen, Herz
und Hirn darin verbrennen. Urst heisst's: täglich nur ein Gläs-
chen voll schadet nicht! Nachher heilsst's: eine Flasche voll
tut mir wobl! Freund Penchel, hütet euch! Gebt ihr dem
Teufel ein Haar in die Krallen, er ziebt euch damit recht sanft
in den Rachen.“
Meister FPenchel sah, schuldbewulst, finster und düster, bei
dieser Rede zu Boden. LTaddaäus wollte ibhn nicht kränken;
reichto ihm wieder dié Hand und sprach: „Nichts für ungut,
leber Freund; ich meint' es gut. Sterbende aber können nicht
lũgen.
Drei DTage nach diesem war der gute Alte im Herrn ent-
schlafen und im Ewigen erwacht.
Heiurich Zschokke.
4. Bei dem Grabe meines Vaters.
1. Friede sei um diesen Grabstein her!
Sanfter Friede Gottes! Ach, sie haben
Einen guten Mann begraben,
Und mir war er mehr.
2. Träufte mir von Segen, dieser Mann,
Wie ein milder Stern aus bessern Welten;
Und ich kann's ihm nicht vergelten,
Was er mir getan.