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hofes steht in Erz der heilige Georg, mit einem Drachen kämpfend. Auf
der Lustgartenseite zieht sich eine Terrasse hin, auf welcher am Torein⸗
gange die mächtigen Bronzegruppen zweier sich bäumenden Rosse mit den
sie bändigenden Männern aufgestellt sind. Sie treten heute aber völlig
zurück hinter dem an der Westseite des Schlosses, vor dem Hauptportal,
aufgestellten großartigen Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm J.
das von der Meisterhand des Bildhauers Reinhold Begas geschaffen und
am 22. März 1897 enthüllt worden ist. Auf dem Schloßplatze steht
ein ebenfalls aus Begas Hand hervorgegangener Monumentalbrunnen,
dem Kaiser von der Stadt Berlin als Geschenk dargebracht (1891).
Vom Schloßplatz aus führt die Lange Brücke nach der Hauptver⸗
kehrsader von AltBerlin, der Königsstraße. Auf der Langen Brücke, die
gewöhnlich Kurfürstenbrücke genannt wird, steht das kunstvolle Reiter—
standbild des Großen Kurfürsten, ein Meisterwerk Schlüters. Es
hätte auf keiner bedeutsameren Stelle errichtet werden können, als auf
bieser. Wie der Große Kurfürst als Regent auf der Grenze steht zwischen
den Zeiten langsamen Wachsens und machtvoller Entwickelung des branden⸗
burg preußischen Staates, so tritt man bei seinem Standbilde aus einem
Stadtieile fürstlichen Glanzes in das Gebiet der aufs großartigste ge⸗
steigerten Gewerb⸗ und Handelstätigkeit. Geradezu sinnverwirrend ist hier
zuzeiten der rastlos flutende Verkehr.
Der Glanzpunkt dieses Stadtteiles ist das Rathaus, an dessen Haupt⸗
front die Königsstraße vorüberführt. Es ist ein Rohbau aus dunkelroten
Backsteinen und bildet ein riesiges Viereck, dessen Gesamtgrundfläche 12800m
beträgt. Ein gewaltiger, weithin sichtbarer Turm von 88 m Höhe über—
ragt das Gebäude. Von seiner oberen Plattform hat man den umfassendsten
Buck über die Residenz, Besonders herrlich nimmt sich der Rathausturm
aus, wenn er am Geburtstage des Kaisers oder an anderen vaterländischen
Fesitagen im reichsten Flaggenschmucke dasteht und abends dann in benga—
lischer Beleuchtung strahlt. Die Fassaden des Rathauses sind reich ver—
ziert, die Innenräume mit gediegener Pracht ausgestattet.
Der Lustgarten ist einer der schönsten öffentlichen Schmuckplätze
Berlins, ursprünglich ein tiefes Sumpfland. In seiner Mitte hat das ge⸗
waltige Reiterstandbild König Friedrich Wilhelms III. Platz gefunden, das
ihm sein ruhmreicher Sohn, Kaiser Wilhelm J., 1871 errichtete. An der
Spreeseite des Lustgartens stand früher der Dom, die königliche Hofkirche,
mit einem großen und zwei kleinen KQuppeltürmen, in denen sich ein herr—
liches Glockengeläute befand. Das alte Gotteshaus wurde im Jahre 1893
niedergerissen. Auf derselben Stelle ist der neue Dom errichtet worden,
ein Prachtbau mit hoher Kuppel, ein gewaltiges Denkmal für die Macht
und Größe des Hohenzollernstaates.
In den nördlich vom Lustgarten gelegenen Gebäuden findet man die
herrlichsten Kunftfammlungen der Reichshauptstadt nahe beisammen. Hier
erhebt sich nämlich dem königlichen Schlosse gegenüber das von Schinkel
erbaute Museum. Vor der breiten Freitreppe desselben ist eine riesige
Granitschale aufgestellt. Sie hat die Form einer flachen Schüssel von