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herrscher⸗ und Feldherrenhalle. In der Kuppelhalle derselben sind die
bronzenen Standbilder der Hohenzollern vom Großen Kurfürsten an auf—
gestellt, während die Seitenhallen Nil den Büsten ihrer berühmtesten Feld⸗
herren geschmückt sind. Herrliche Wandgemälde erzählen von den Groß⸗
laten dieser Helden und verewigen die Vorgänge aus der ruhmreichen
Geschichte des Vaterlandes. Aus dieser Halle des Ruhmes führen zwei
breile Freitreppen hinab in den geräumigen, überdachten Hof, welchen die
vier Flügel des großen Gebäudes umschuͤeßen. Über den hohen Bogen—
fenstern erblickt man die vielgepriesenen Kunstwerke Schlüters, die Masken
sterbender Krieger, durch welche die Kehrseite kriegerischen Ruhmes
und Glanzes zum Ausdruck gebracht wird. Am Anfange der Straße
„Unter den Linden“, unmittelbar vor dem Palais, in welchem Kaiser
Wilhelm J. Jahrzehnte hindurch für sein Volk gearbeitet hat und im Alter
don 91 Jahren entschlafen ist, steht das Reiterstandbild Friedrichs des
Großen, von dem Bildhauer Rauch geschaffen. Hoch zu Roß, umgeben von
den Helden seiner siegreichen Schlachten und den bedeutendsten Männern
seiner Zeit, schaut der „alte Fritz“ im Königsmantel und dreieckigen Hut,
ben bekannten Krückstock an den Arm gehängt, nach der Hauptwache und
dem Zeughause hin.
Am anderen Ende der Straße „Unter den Linden“ gelangt man durch
das Brandenburger Tor, auf dem eine Viktoria mit einem Vier—
gespann an Preußens trübste und ruhmreichste Zeiten erinnert, in den
Tiergarten, durch den eine breite, von dem Grün prächtiger Baumkronen
umrahmte Chaussee nach Ch rlottenburg führt. Unmittelbar am Branden—
burger Tor steht rechts der Straße das Denkmal Kaiser Friedrichs III.,
links das seiner Gemahlin, der Kaiserin Viktoria. Die Charlottenburger
Chaussee wird von der Siegesallee rechtwinklig durchschnitten. An ihr
sind die Denkmäler der brandenburgischen Markgrafen und Kur⸗
fürsten und der preußischen Könige, beginnend mit Albrecht dem
Bäaren und mit Kaiser Wilhelm J. endigend, aufgestellt. Jedem fürstlichen
Denkmal sind in kleinerer Ausführung die Büflen von zwei großen Zeit⸗
genossen hinzugefügt. So stellt diese Denkmälerstraße die Geschichte des
preußischen Staates und einen wichtigen Abschnitt der deutschen Geschichte
Marmorbildern dar. Am nördlichen Ende der Siegesallee, auf dem
Königsplatze, erhebt sich die Siegessäule. An ihrem Sockel sind Bilder
s den Kämpfen von 1864, 1866 und 1870/71 dargestellt. An dem
Schaft der Säule prangen vergoldete Kanonenrohre, während die Sieges⸗
göttin hoch oben in blauer Luft thront. Vom Sockel der Siegessäule blickt
Nan auf das Reichshaus, in dem der Deutsche Reichstag sich versammelt,
und auf das vor ihm errichtete Bismarckdenkmal. Ist das Reichshaus
ein würdiges Denkmal der jetzigen Macht und Größe des Deutschen Reiches,
so stellt die Siegessäule dar, welche Opfer und Mühen nötig waren, die
deutsche Einheit zu begründen und die preußische Landeshauptstadt zur deut⸗
schen Reichshauptstadt zu machen, und das Bismarckdenkmal verewigt den
großen Staatsmann, der unter Kaiser Wilhelm J. das neue Deutsche Reich
begründete. Nach Schmidt und Schillmanns Lesebuch.