Full text: Deutsches Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

Über die Wasserfälle des Grinoco bei Ktures und Maypures. 
erhaben.^) Ihre Existenz lehrt (was übrigens auch in Europa 
in allen Flußbetten zu bemerken ist), daß die Ströme, deren 
Größe jetzt unsere Bewunderung erregt, nur schwache Überreste 
von der ungeheuren Wassermenge der Vorzeit sind. 
Selbst den rohen Eingeborenen der Guyana sind diese 
einfachen Bemerkungen nicht entgangen. Überall machten uns 
die Indianer auf die Spuren des alten Wasserstandes auf- 
merksam. Ja in einer Grasflur bei Uruana liegt ein isolierter 
Granitfels, in welchen (laut Erzählung glaubwürdiger Männer) 
in 80 Fuß höhe Bilder der Sonne, des Mondes und mannig- 
faltiger Tiere, besonders Bilder von Krokodilen und Boa- 
Schlangen, fast reihenweise eingegraben sind. Ohne Gerüste 
kann gegenwärtig niemand an jener senkrechten Wand hinauf- 
steigen, welche die aufmerksamste Untersuchung künftiger Rei- 
senden verdient. In eben dieser wunderbaren Lage befinden 
sich die hieroglyphischen Steinzüge in den Gebirgen von Uru- 
ana und Encaramada. Fragt man die Eingeborenen, wie 
jene Züge eingegraben werden konnten, so antworten sie, es 
sei zur Zeit der hohen Wasser geschehen, weil ihre Väter da- 
mals in dieser höhe schifften. Ein solcher Wasserstand war 
also eines Klters mit den rohen Denkmälern menschlichen Kunst- 
fleißes. Er deutet auf eine ehemalige sehr verschiedene ver¬ 
I) Professor Walther schreibt in seinem Buche „Das Gesetz der 
Wüstenbildung" (Berlin 1900): Die braune Schutzrinde (der Gesteine) 
gehört zu den Wirkungen eines regenarmen Klimas. Sie ist nur 
Bruchteile eines Millimeters dick und dem Gestein fest angeschmolzen. 
Die Eigenfarbe des Gesteins spielt fast keine Rolle. Bei der (Ent- 
stehung treten dieselben Kräfte in Tätigkeit, die an andern Gesteinen 
Rinden leichtlöslicher Salze erzeugen: Spuren von Bergfeuchtigkeit 
und intensive Sonnenwärme. 5llle in Ägypten entstehenden Gesteine 
sind porös und nehmen, wenn sie durch Tau oder Regen befeuchtet 
werden, Wasser in sich auf. 5llle Gesteine in Ägypten enthalten 
außerdem Spuren leichtlöslicher Salze. Die so gebildeten Lösungen 
nehmen unter gewissen Verhältnissen Eisen und Mangansalze auf, 
die entweder schon im Gestein enthalten waren oder in Staubteilchen 
an die Felsen geblasen wurden, kln den Katarakten von Kssuan und 
Ralabsche fand Sickenberger tiefschwarze Schutzrinde auf Gesteinen 
nur an den von Hochwasser bespülten Felsen, nicht über der hoch- 
wasserzone und auf den unter Wasser stehenden Blöcken.
	        
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