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wollte er seinen Augen kaum trauen: es war ein Dukaten, der das
Ordenszeichen von seiner eigenen Hand unverkennbar trug.
Sei es nun, daß der Mann sich vergriffen hatte, oder daß er
wirklich eine so namhafte Gabe schenken wollte, Adolf dachte nicht
lange darüber nach, und er weinte helle Tränen auf das einzige
Goldstück, das ihim von seinem ganzen Reichtum als Bettlergabe
wieder zugekommen war. Mit Wehmut dachte er daran, daß er es
wieder weggeben und vielleicht nie mehr sehen solle. Da begegnete
ihm eine große Menge von Arbeitern, die an einer Straße arbeiteten;
schnell war er entschlossen und ließ sich unter ihre Zahl einschreiben.
Ein sonderbarer Gedanke tröstete ihn bei dieser ungewohnten Lebens—
weise. „Ich brauchte eigentlich nicht zu arbeiten,“ sagte er sich in
der ersten Zeit und fühlte dann an seine Brust, wo er den Dukaten
verborgen hatte, „ich habe ja Geld und könnte eine ganze Woche
und länger davon leben, oder etwas anderes damit anfangen; aber ich
arbeite, weil mir's Vergnügen macht.“ Dann aber machte er einen
Spaß daraus und sagte oft: „Ich arbeite bloß zu meinem Vergnügen.
Ich arbeite, damit ich was zu essen habe, und das Essen macht mir
dann Vergnügen; also arbeite ich zu meinem Vergnügen.“ Nach und
nach aber erkannte er, daß nichts Entwürdigendes, ja die Ehre und
der Lebenszweck allein darin liege, für den Genuß seines Daseins
und für das, was man von der Welt hat, auch etwas für sie zu
tun. Früher hatte er gedacht, durch das Wegrücken eines Stuhls,
ja durch jede Tätigkeit seine Lebenskraft zu schwächen; jetzt erkannte
er, daß, je mehr man seine Kräfte braucht, sie um so mehr wachsen
und zunehmen, daß die Lebenskraft durch Tätigkeit immer neu er—
zeugt wird.
So war Adolf, für den die Straßen früher nur dagewesen waren,
um als vergnügungssüchtiger Reisender darauf herum zu rutschen, ein
Bahnmacher und Straßenarbeiter für andere. Mit der Zeit aber ge—
langte er auch zur Stelle eines Aufsehers bei dem Straßenbau, und
er freute sich in dem Gedanken, daß von seinem Dasein auf der
Welt noch andere Spuren hinterblieben, als die bloßen Kreuze auf
dem Gelde, das ihm durch die Hand gegangen war. Lange Zeit
hat er den Dukaten als Andenken aufbewahrt, bis er endlich ein—
gesehen, daß auch dieser nicht ruhen darf in dem großen Weltverkehre,
uünd er schenkte ihn einer Witwe, deren Mann bei dem Straßenbau
verunglückt war.
Berthold Auerbach. (Gekürzt.)
4. Das Hhuseisen.
Als noch verkannt und sehr gering
Unser Herr auf der Erde ging,
Und viele Jünger sich zu ihm fanden,
Die sehr selten sein Wort verstanden,