Viehversicherungsvereine.
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Und endlich, wie vielseitig und vorteilhaft ist die Verwendung
der Wage in Küche und Haushaltung, beim Einkauf und Verkauf
im kleinen!
So mache denn den Anfang in den Wintertagen, wo es so
manche müßige Stunde gibt, und stelle die Wage als treue Beraterin
deines Handelns auf. Lege ein Verzeichnis über deine Vorräte an
und zeichne deren Verwendung jedesmal ein, so daß es dir jederzeit
leicht ist, den vorhandenen Vorrat auszurechnen. Füttere planmäßig
nach einem Voranschlage, so wirst du sagen können, daß du Herr über
deine Vorräte bist, und der Mangel wird dich nicht überraschen können
wie der Dieb in der Nacht. Dann wirst du nicht mit der einen Hand
wegwerfen, was du mit der andern verdient hast.
Fritz Möhrlin (Der Pfennig in der Landwirtschaft. Stuttgart, Ulmer).
89. Viehversicherungsvereine.
Franz: Unser Viehstand wird in Zukunft bedeutend an Wert
gewinnen, und da gilt es, etwaigen Verlusten dureh Viehsterben
vorzubeugen. Es ist immer ein wesentlicher Kapitalverlust aucoh
für einen mittleren und gröbern Bauer, wenn einmal ein Stück
Vieh stürzt. Es kann aber auch vorkommen, daß mehrere Tiere
kurz hintereinander stürzen, und dann ist der Verlust um so fühl-
barer. Für unsere kleinen Berufsgenossen aber, welehe nur ein
oder zwei Stück Rindvieh ihr eigen nennen, kann das Stürzen
eines Tieres nicht selten geradezu verhängnisvoll werden. Geld
zum Ankauf ist nicht vorhanden, und die Aufzueht eines Kalbes
nimmt eine lange Zeit in Anspruch. Sehr oft leidet die Boden-
bearbeitung darunter, und für den Haushalt fehlt das Notwen-
digste. Dem mub nun vorgebeugt werden duroh die Viehver-
sicherung. Mit Zahlung einer verhältnismäbig niedrigen Prämie
kann man sieh gegen grobe Verluste schützen. Schaden ist ja
für den Betroffenen immer damit verknüpft; denn die Viehver-
sicherungen zahlen meist nur drei Viertel des Taxwertes aus. Dies
ist aber auch gerechtfertigt; denn jeder Viehbesitzer soll das grõbte
Interesse an der Gesunderhaltung seiner Tiere haben. Erhält er
aber drei Viertel des Wertes ausgezahlt, so ist der Verlust zu ver-
schmerzen. An Stelle eines Pferdes kann er sioh ein Fohlen oder
an Stelle einer Kuh ein Rind wieder kaufen, und nach nicht all-
zulanger Zeit ist der Verlust wieder überwunden. Die groben
Versicherungsgesellschaften sind jedooch fast durehgängig zu
teuer mit ihren Prämien. Meist werden 4 9 des Taxwertes er-
hoben, dazu kommen noch Bintrittsgeld, Policekosten usw. Wenn
man aber bedenkt, mit weloehen Unkosten solehe Gesellschaften
arbeiten — es ist ein Heer von Agenten, Generalagenten, Inspek-
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