Full text: Lehr- und Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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Mehrere Jahrtausende reichen unsere geschichtlichen Nachrichten zurück, 
aber noch ziemlich jung ist die Anerkennung dieses unschätzbaren, brennbaren 
Steines. Als Aneas Sylvius, der Geheimschreiber Kaiser Friedrichs IIL., 
um die Mitte des 15. Jahrhunderts nach Schottland kam, so staunte er, 
daß man den Armen schwarze Steine als Almosen gab. 
Aber ist denn nicht zu befürchten, daß die Steinkohlengruben einst 
erschöpft sein werden? Glücklicherweise ist dazu noch keine Besorgnis vor— 
handen. Man hat deshalb schon oftmals Wahrscheinlichkeitsrechnungen 
aufgestellt. Dabei hat sich unter andern ergeben, daß die Gruben von 
Newcastle wenigstens noch tausend Jahre lang ihren jetzigen Ertrag geben 
werden. Gewiß werden noch immer mehr Steinkohlenlager entdeckt und 
ausgebeutet werden. 
Die Steinkohlen — die schwarzen Diamanten der Erde — sind es 
wohl wert, nach ihrem Wie, Wann und Woher zu fragen. 
Nach ihrer äußeren Beschaffenheit unterscheidet man folgende Arten: 
Zuerst die Kannel-Kohle. Sie wird nur in einigen Gegenden 
Großbritanniens in Menge gefunden. Sie ist von allen die beste und 
brennt mit heller Flamme, so daß sie von Armen selbst als Licht gebrannt 
wird; sie färbt beim Anfühlen gar nicht ab, ist weniger glänzend als die 
zweite Sorte, vielmehr blaß schimmernd, dicht mit muscheligem Bruche und 
läßt sich sehr schön zu vielerlei Dingen, als Knöpfen, Vasen, Geschirren, 
verarbeiten. Sie ist also die edelste Sorte von allen, geht unserm Deutsch— 
land aber leider ab. 
Am verbreitetsten ist die Schiefer- oder Blätterkohle, welche ihre 
Namen von der schieferigen Beschaffenheit hat, die man an ihr mehr oder 
weniger deutlich wahrnimmt. Sie ist weniger fest als die Kannel-Kohle, 
weich, zerbrechlich, meist tiefschwarz und hat einen lebhaften Fettglanz. Sie 
hat einen unvollkommenen muscheligen Bruch und rußt beim Anfassen ab. 
Jedermann von uns kennt diese Kohle, welche fast ganz allein unsere 
deutschen Steinkohlenflötze bildet. 
Die Rußkohle, eine dritte Sorte, besteht aus locker verbundenen 
Teilen, ist eisenschwarz, uneben und erdig auf dem Bruche. Sie ist glanz— 
los und rußt stark ab, wenn man sie in die Hand nimmt. Es ist die 
schlechteste Kohlensorte. 
Endlich kann man noch viertens die sogenannte mineralische Holz— 
kohle oder Faserkohle unterscheiden. Sie hat ganz das Ansehen und 
die Beschaffenheit der Kohle von weichem Holze und kommt stets nur in 
dünnen Lagen zwischen anderen Steinkohlen, namentlich in den Flötzen der 
Schieferkohle vor, ist also von keiner technischen Bedeutung. 
Wie und wo findet sich nun die Steinkohle? Diese Fragen müssen 
wir zunächst beantworten, wobei wir an der Hand des Bergmannes und 
des Naturforschers, der die verschiedenen Gebirgsmassen unserer Erdrinde 
unterscheidet und würdigt, interessante Blicke in die Tiefe der Erde thun 
werden. Diese Tiefe muß man sich aber nicht sehr bedeutend denken, wenn 
es auch Schächte giebt, in denen man die höchsten Kirchtürme mehrmals 
übereinander stellen könnte. Eine Vergleichung wird uns dies deutlich
	        
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