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drinnen?" „Meine Frau kann den Lärm nicht vertragen," war die
Antwort. „Oho," rief ich, „ich dachte bisher, nur die Städter wären
nervenkrank! Fängt das jetzt bei Euch auch an?" „Sie ist seit fünf¬
zehn Jahren siech," sagte der Mann am Amboß. „Ach so," machte
ich und schwieg. Eine Pause entstand. Ein Nachtfalter surrte.
Der Schmied hämmerte, und ich besah mir diesen ernsten Mann mit
einer plötzlichen Ehrfurcht. „Habt Ihr Kinder?" forschte ich weiter.
„Ein Mädchen." „Erwachsen, so daß es seine Mutter pflegen kann?"
„Das Annchen ist just so viele Jahre alt, als seine Mutter krank
liegt. Was das Pflegen anbelangt," fuhr er fort und warf das
fertige Eisen in den aufzischenden Wasscrtrog, „so ist das so 'ne
Sache, das Mädel ist von seiner Geburt an lahm. Es geht an
Krücken." „Alle Wetter!" entfuhr mir, „da seid Ihr schön dran!"
„Hat mir schon mancher gesagt," bemerkte er ruhig, scharrte die Asche
über das Feuer und fing an, sich die Hände zu waschen. Ich auf
meinem Amboß schwieg, stützte das Kinn in die Hand und sah sehr
ernst dem wortkargen Manne zu. Als er fertig war, nahm er einen
letzten Schluck aus seiner Kanne und langte sich von einem Nagel die
Pfeife herunter. „Woher sind Sie eigentlich, wenn's erlaubt ist zu
fragen?" fing er an, während er gemächlich die Pfeife stopfte. Ich
nannte ihm meine süddeutsche Heimat, fügte aber hinzu, daß ich ans
Berlin käme, und erzählte, welche längere Wandrung hinter mir lag.
„Nun, da haben Sie ein schön Stückchen deutscher Erde gesehen,"
meinte er. „Ich war auch so, als ich unverheiratet war. Jnnner
fort, immer weiter. Mein Vater wollte mich studieren lassen, na, da
brannte ich durch. Aufs Schiff wollte ich auch, da war's mir aber
zu streng. Dann kam der Krieg mit Frankreich, den hab ich mit¬
gemacht. Hernach nahm ich meines Vaters Handwerk wieder aufi
die Schmiederei, und trieb mich noch so ein paar Jahre als Geselle
herum. Und immer lustig, immer voll Lieder, als echter Gebirgler,
natürlich. Freilich, auch manches nützliche Buch habe ich nebenbei
gelesen. Da hab ich meine Frau kennen gelernt und mit dem
Zigeunern war's aus. Ich sage nur eins: wenn einer eine so glück¬
liche Zeit erlebt hat, wie wir zwei in unserm Brautjahr und im
ersten Jahre unsrer Ehe, dann soll er mit seinem Hergott zufrieden
sein, und wenn's ihm nachher noch so hart ergeht. Im zweiten Jahre
kam das Ännchen zur Welt, und seitdem liegt meine Frau krank, und
das Mädchen ist lahm, fünfzehn Jahre."