284 —
fehlt. Es werden an 2000 Artikel von verschiedenen kleinen und sogenannten
kurzen Eisen- oder Stahlwaren verfertigt, und der Handel damit ist sehr
ausgebreitet. An Sensen allein sollen jährlich 400000 Stück ausgeführt
werden. Andere Erzeugnisse der Remscheider Industrie sind z. B. raffinierter
Stahl von allen Sorten, Sicheln, Strohmesser, Sägen, von den größten
Mühlsägen bis zu den feinsten, alle Sorten von Wirtschafts- und Haus—
haltungsgeräten, von Werkzeugen für Maurer, Zimmerleute, Tischler,
Böttcher, Drechsler, Bildhauer, Wagner, Schlosser, Uhrmacher, Gold- und
Silberarbeiter u. a. Säbelscheiden und Griffe, Sporen, Gebifse, Steigbügel,
Schlittschuhe, Winden, Ambosse, Ärte, Beile, Plantagengeräte, wie Zucker—
rohrmesser, Ackergeräte, wie Pflugscharen, Spaten, Schaufeln, Hacken und
vieles andere. Nicht mit Unrecht nennt man um dieser ausgebreiteten
Fabrikation willen Remscheid das rheinische Sheffield.
In großartigster Weise hat sich die Industrie auch im Essener Kreise
entwickelt. Unterstützt durch die reichen Steinkohlengruben des mittleren
Ruhrgebietes entstanden hier die gewaltigsten Eisenfabriken. Ihnen allen
steht voran die weltberühmte Gußstahlfabrik von Friedrich Krupp. Essen
ist, obgleich zum Rheinlande gehörig, mit dem westfälischen Eisen- und
Kohlengebiete innig verwachsen und führt uns in diese Provinz über.
Auch die Industrie Westfalens ist eine uralte und gegenwärtig sehr
bedeutende. Am ausgezeichnetsten ist die Gegend zwischen Iserlohn und
Schwelm durch ihre Eisenindustrie. Im Mittelpunkte dieses Bezirks
liegt die Stadt Hagen. Schon von ferne machen uns die hochaufragenden
Kamine, die auf allen Seiten den Bahnhof von Hagen umgeben, darauf
aufmerksam, daß wir hier in eine rege Industriewelt eingetrelen sind. Es
ist das Land, wo, wie Arndt singt, „der Märker Eisen reckt“.
Wie der untern Ruhr und der Ebene des Hellwegs, besonders den
Gegenden von Dortmund, Bochum und Essen der Steinkohlenberg-
bau ihre charakteristische Eigentümlichkeit gibt, so ist es vorzugsweise die
Eisen-, Stahl- und Eisenwarenfabrikation, welche das „märkische
Süderland“ auszeichnet. Ein großarttger Gewerbefleiß hat sich in
diesen Tälern und auf den Höhen ringsumher seit langer Zeit entwickelt.
Und heute, seitdem die Kraft des Dampfes in den Dienst der Industrie ge⸗
zogen worden ist, hat dieses gewerbliche Leben wahrhaft großartige Aus—
dehnungen angenommen. Überall stößt man auf Hütten- und Puddelwerke,
in welchen Roheisen, Stab-, Band- und Schieneneisen, Puddelstahl, Weiß-
blech, Schwarzblech, Raffinierstahl, Zementstahl in großen Massen erzeugt
wird. Die Metallwarenfabrikation der Kreise Hagen, Iserlohn und
Altena ist eine der blühendsten der Welt. Die Nadeln, Kuöpfe, Messer,
Sensen, Strohmesser, Hämmer, Ambosse, die mannigfaltigen sonstigen Eisen-
Stahl-⸗, Messing-, Neusilber⸗, Zinn- und Bronze-⸗Waren, welche hier in
Tausenden von Werkstätten erzeugt werden, wandern weit in die Ferne,
nach allen Teilen der Erde. Daran reihen sich viele andere industrielle
Unternehmungen, Tuch- und Kattunfabriken, Nesselfärbereien, Tabakfabriken,
und wie alle die Zweige gewerblicher Tätigkeit heißen mögen. „Rad an
Rad wälzt sich geschäftig um, von dem Sturze des diensibaren Wassers