Full text: Größeres Lesebuch für Fortbildungsschulen in Stadt und Land

4 
2 
364 
man bedensct, dass der grösste Teil unserer Saatseinrichtungen in ver 
gangenen Jahrhunderten wuræelt, dass es eine Masse alter Rechte, Pri- 
vilegien (Vorrechte) u. 8. . giebt, welehe nicht mit einem Male ubor den 
Hoaufen geworfen werden hönnen, ohme die grösste Ungerechtiqheit eu be- 
gehen, dass aber unsere Saudten fortwahrond bemũnt sind, die aοα 
müssigsten Einrichtungen eu treffen und alle Ungleichheiton dusauglei- 
chen; wenn man ferner bedens, dass es eine Dnmöglichsieit ist, dllen 
Forderungen æugleeh Genũqe æu leisten, und dass die bei allen 
Gesetaen und Einrichtungen eine Menge von Umstnden berucksichtigen 
muss, von denen der Saatsbürger auf dem ASandpunscte des geipöhn- 
lichen Lebens hLeine Ahnung hot, so wird jede vorlaute Klage über die 
besprochenen Punmscte als eineé OUngerechtiqseit erscheinen. 
Ontersuchen wir nun noch, ob diè Klage über 2u hohe Abgaben 
begruündet ist. Zu hoch würde eine Abgabe sein, wenn sie die Rrifte 
des Besteuerten uberstiege, wenn das Permögen des Besteuerten darumter 
litte, wenn er s0 viel 2ahlen müsste, dass es ilim nicht möglich wre, 
soν di Bedirniss des Lebens uüberhaupt, als aueh die seines Nam- 
des und seiner bürgerlichen Stellung æu bofriedigen. Wũre dies der 
Foll, so wũren die Abgaben allerdinys eine Ungerechtiqlæeit, 
als queh eine Onsclugheit; denn sie worden das Vermögen des Madtes 
selbst vermindern und am Ende aerstören. Allein dies ist wohl in 
Leinem Lonstitutionellen Saate der Poll. Schreitet aber der Wohlstand 
vorwürts, so liegt eben darin der Beuweis, dass die Abgaben durehdus 
nicht die Kräfte der Besteuerten übersteigen, also quch mieht eu hoch 
sind. Denn wenn von jemandem nicht mehr gæfordert wird, als er ohne 
Aufopferungen leisten homnn, so sumnn seine Klage uber eine eu hohe 
VForderung Stattfinden, vorausgesetet, dass die Forderung an und fur 
sich rechtlich begrundet ist. Dass dies die horderungen des Audtes un 
seine Bürger ssind, ist aber als eruviesen angunehmen. 
Nach Vyss und Palm. 
126. Das Wirtschaften des Einzelnen. 
Das Wirtschaften ist ein Haushalten mit den anvertrauten Gütern. 
Diese Güter mehren und sie richtig anwenden, ist die Aufgabe eines 
guten Haushaltes. Unter diesen Gütern denkt man sich jedoch nicht nur 
die leiblichen, sondern auch die höhern, geistigen und sittlichen. Es kann 
sich in einem wohlgeordneten Haushalte nicht nur um die Beschaffung 
von Speise und Trank, von Kleidung und Wohnung und um Anlegung 
eines Sparpfennigs handeln, sondern auch eben so um die Pflege 
des Gemütslebens, des redlichen Willens und der Tüchtigkeit nach jeder 
Richtung. 
Das wirtschaftliche Ergebnis des Einzelnen hängt wesentlich ab 
von seiner Arbeitsamkeit, von seiner Freudigkeit Ausdauer zur 
Arbeit. Der große Amerikaner Franklin sagt, der Fleiß sei die Mutter 
des Glückes, und unser großer Dichter Goethe: „Das Leben besteht aus 
Augenblicken. und von der richtigen Anwenduͤng der Augenblicke hängen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.