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Besetzung von Kassel verlegte ihm den Weg. Er wandte sich deshalb nach Südosten, 
in der Hoffnung, zu dem 7. Bundesarmeekorps stoßen zu können, das aus Bayern 
bestand und sich bei Schweinfurt formierte. Bei Langensalza warf sich 
ihm jedoch am 27. Juni eine schwache Abteilung Preußen unter dem General 
von Flies entgegen. Die Preußen wurden zwar von dem bedeutend stärkeren 
Feinde zurückgedrängt, doch vermochten die Hannoveraner ihren Erfolg nicht 
auszunutzen, weil sie schon am nächsten Tage von Manteuffel und Vogel von 
Falckenstein so umstellt waren, daß sie am 29. Juni die Waffen strecken mußten. 
Die Soldaten wurden in die Heimat entlassen; König Georg begab sich mit dem 
Thronfolger nach Wien. Somit war fast ganz Deutschland bis zum Main in der 
Gewalt der Preußen. 
2. Der Feldzug in Böhmen. 
Den Kampf mit den Österreichern hatte die preußische Hauptarmee auszu- 
fechten. Sie stand unter dem Oberbefehle des Königs; die eigentliche Leitung aber 
lag in den Händen des Generals von Moltke, der sich das Vertrauen seines Herrn 
in dem Maße erworben hatte, daß ihn dieser zu seinem alleinigen Ratgeber ernannt 
hatte. Der Aufmarsch der preußischen Hauptarmee hatte sich folgendermaßen ge¬ 
staltet: in Sachsen stand die Elb arm ee unter dem General Her Warth von 
Bittenfeld; in der Lausitz hatte sich die erste Armee unter dem Prinzen 
Friedrich Karl konzentriert, und in Schlesien hatte stch die zweite Armee 
unter der Leitung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm versammelt. Ihm 
stand der General von Blumenthal als Berater zur Seite. Nach Moltkes 
Plan sollten die drei Armeen gleichzeitig in Böhmen einrücken und sich bei 
Gitschin vereinigen, um die Hauptmacht der Österreicher gemeinsam zu 
schlagen. — Die Österreicher hatten zwei Heere gebildet; die kleine Südarmee 
stand. in Italien unter dem Erzherzog Albrecht und die Nordarmee 
sammelte sich bei Olmütz in Mähren. Sie wurde von dem Feld zeug meist er 
Benedek, der sich im Kriege 1859 einen Namen gemacht hatte, befehligt. Benedek 
hatte die Führung der großen Hauptarmee nur ungern übernommen; er fühlte, 
daß er der ihm gestellten Aufgabe nicht gewachsen war. Zum Schutze Böhmens 
hatte er drei Teilheere gegen die Grenze vorgeschoben; im Norden stand Clam- 
Gallas, der Prinz Friedrich Karl und Herwarth von Bittenfeld aufhalten sollte, im 
Nordosten Gablenz und im Osten General Ramming, die beide das Vordringen 
des Kronprinzen verhüten sollten. Unterdessen führte Benedek die Hauptmacht von 
Olmütz nach der Elbe; bei Josefstadt sollten sich die einzelnen Abteilungen zu- 
sammenschließen. Von hier aus wollte sich der österreichische Oberbefehlshaber 
auf den Prinzen Friedrich Karl stürzen, um dessen Heer zu zerschmettern, ehe 
der Kronprinz imstande wäre, ihm Hilfe zu bringen. Ehe jedoch Benedek seinen 
Plan ausführen konnte, hatten die preußischen Generale seine Teilheere völlig ge- 
schlagen. 
Zuerst überschritt die Elbarmee die böhmische Grenze; sie drängte die 
österreichischen Vortruppen zurück und setzte den Marsch nach der Jser fort. Die 
erste Armee drang über Zittau und Reichenberg in Böhmen ein; sie schlug die
	        
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