174
Besetzung von Kassel verlegte ihm den Weg. Er wandte sich deshalb nach Südosten,
in der Hoffnung, zu dem 7. Bundesarmeekorps stoßen zu können, das aus Bayern
bestand und sich bei Schweinfurt formierte. Bei Langensalza warf sich
ihm jedoch am 27. Juni eine schwache Abteilung Preußen unter dem General
von Flies entgegen. Die Preußen wurden zwar von dem bedeutend stärkeren
Feinde zurückgedrängt, doch vermochten die Hannoveraner ihren Erfolg nicht
auszunutzen, weil sie schon am nächsten Tage von Manteuffel und Vogel von
Falckenstein so umstellt waren, daß sie am 29. Juni die Waffen strecken mußten.
Die Soldaten wurden in die Heimat entlassen; König Georg begab sich mit dem
Thronfolger nach Wien. Somit war fast ganz Deutschland bis zum Main in der
Gewalt der Preußen.
2. Der Feldzug in Böhmen.
Den Kampf mit den Österreichern hatte die preußische Hauptarmee auszu-
fechten. Sie stand unter dem Oberbefehle des Königs; die eigentliche Leitung aber
lag in den Händen des Generals von Moltke, der sich das Vertrauen seines Herrn
in dem Maße erworben hatte, daß ihn dieser zu seinem alleinigen Ratgeber ernannt
hatte. Der Aufmarsch der preußischen Hauptarmee hatte sich folgendermaßen ge¬
staltet: in Sachsen stand die Elb arm ee unter dem General Her Warth von
Bittenfeld; in der Lausitz hatte sich die erste Armee unter dem Prinzen
Friedrich Karl konzentriert, und in Schlesien hatte stch die zweite Armee
unter der Leitung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm versammelt. Ihm
stand der General von Blumenthal als Berater zur Seite. Nach Moltkes
Plan sollten die drei Armeen gleichzeitig in Böhmen einrücken und sich bei
Gitschin vereinigen, um die Hauptmacht der Österreicher gemeinsam zu
schlagen. — Die Österreicher hatten zwei Heere gebildet; die kleine Südarmee
stand. in Italien unter dem Erzherzog Albrecht und die Nordarmee
sammelte sich bei Olmütz in Mähren. Sie wurde von dem Feld zeug meist er
Benedek, der sich im Kriege 1859 einen Namen gemacht hatte, befehligt. Benedek
hatte die Führung der großen Hauptarmee nur ungern übernommen; er fühlte,
daß er der ihm gestellten Aufgabe nicht gewachsen war. Zum Schutze Böhmens
hatte er drei Teilheere gegen die Grenze vorgeschoben; im Norden stand Clam-
Gallas, der Prinz Friedrich Karl und Herwarth von Bittenfeld aufhalten sollte, im
Nordosten Gablenz und im Osten General Ramming, die beide das Vordringen
des Kronprinzen verhüten sollten. Unterdessen führte Benedek die Hauptmacht von
Olmütz nach der Elbe; bei Josefstadt sollten sich die einzelnen Abteilungen zu-
sammenschließen. Von hier aus wollte sich der österreichische Oberbefehlshaber
auf den Prinzen Friedrich Karl stürzen, um dessen Heer zu zerschmettern, ehe
der Kronprinz imstande wäre, ihm Hilfe zu bringen. Ehe jedoch Benedek seinen
Plan ausführen konnte, hatten die preußischen Generale seine Teilheere völlig ge-
schlagen.
Zuerst überschritt die Elbarmee die böhmische Grenze; sie drängte die
österreichischen Vortruppen zurück und setzte den Marsch nach der Jser fort. Die
erste Armee drang über Zittau und Reichenberg in Böhmen ein; sie schlug die