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wohl auch eine Brandwache in die Nähe des Rathauses postiert und der
Türmer gibt mit Fahnen und großem Sprachrohr das Notzeichen. Auch
das Spritzenhaus wird in Ordnung gehalten; plumpe Feuertonnen stehen
an der Seite des Vathauses unter offenem Schuppen, über ihnen hängen
die eisenbeschlagenen Feuerleitern. Sogar die Nachtwächter sind ziemlich
wachsam und modest;) sie sangen nach dem großen Kriege hie und da
anzügliche Reime, so oft sie die Stunden abriefen; jetzt aber hat ein
frommer Pfarrer darauf bestanden, daß Tert und Melodie geistlich sei.
Der Handwerker arbeitet in der alten Weise fort, fast jeder steht fest
in seiner Zunft. Streng wird von der Mehrzahl der Handwerker auf
alte Bräuche, am strengsten auf die Rechte der Zunft gehalten. Wer
nicht nach Handwerksrecht in die Zunft aufgenommen ist, der wird als
Pfuscher oder Bönhase) mit einem Hasse verfolgt, der ihn von der bürger⸗
lichen Gesellschaft auszuschließen sucht. Die Formel „Mit Gunstl“, welche
jede Rede einleitet, schallt endlos bei allen Zusammenkünften der Meister
und der Gesellen; aber die alten Wechselreden und Sprüche des Mittelalters
sind halb unverständlich geworden, rohe Scherze haben sich eingedrängt
und die Besseren beginnen bereits nicht viel darauf zu geben. Ja es fehlt
nicht mehr an solchen, welche die alte Zunftverfassung für eine Last halten
weil sie ihrem Bestreben sich zu Fabriktätigkeit zu erweitern, hartnäckis
widerstrebt, — so die großen Tuchmacher und Eisenarbeiter. Und die
lustigen Jahresfeste, die einst Freude und Stolz fast jeden einzelnen Hand—
werkers waren, sie sind fast alle abgelebt.
Geschieden durch Kleidung, Haartracht und Citel stehen die Studenten
und Beamten als Honoratioren der Stadt über den Bürgern. Wie der
Adel auf sie, blicken sie auf den handwerker, dieser auf den Bauer herab.
Auch der Kaufmann, zʒumal wenn er ein Stadtamt bekleidet oder Vermögen
besitzt, hat unter den honoratioren eine Stellung. Der rohe Luxus einer
früheren Generation ist gebändigt; bessere Zucht im Hause und größere
Redlichkeit im Geschäft sind überall zu erkennen. Schon hat sich in den
Familien der großen Raufleute etwas von dem Weltbůürgertum entwickelt,
welches mit Verachtung auf die beschränkenden Verhältnisse der Heimat
herabsieht.
II.
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Noch immer wurde von verständigen und redlichen Leuten laboriert,)
ernsthaft wurde das große Geheimnis gesucht, immer kam ihnen etwas
dazwischen, was den letzten Erfolg hinderte. Geheimnisvoll wurden solche
Abeiten betrieben, aber die Stadt wußte recht gut, daß der Herr Rat oder
*) ⸗ bescheiden. **) ⸗ einer, der ohne Berechtigung ein Handwerk ausübt.
***8) —⸗ im Laboratorium, der chemischen Werkstatt, gearbeitet, d. h. das Gold—
machen probiert.