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Fällen einem wildfremden Menschen auf Gnade und Ungnade.
s. Sprecht euch über eure Lage aus und fragt ehrliche Leute um
Rat; Schulden schänden nicht, wenn sie nicht auf schlechte Weise
gemacht sind. Wenn der Wechseleigentümer auch Wort hält und
nicht über eure Geldverlegenheit spricht, am Ende, wenn euch
u und Hof verkauft wird, kommt eure Lage doch an den
Tag. 7. Unterschreibt also keinen Wechsel, stellt aber auch keine
nach 8 702 der Zivilprozeßordnung vollziehbare Urkunde aus
8. Suͤcht Hilfe bei den Sparkassen und Vorschußvereinen! Könnt
ihr von diesen auf einen einfachen Bürgschaftsschein einen Vor—
schuß nicht erhalten, so dürft ihr diesen Vereinen ausnahmsweise
einen Wechsel ausstellen, weil von ihnen ein Mißbrauch des
Wechsels nicht zu befürchten ist.
Bekanntmachung des landwirtsch. Zentralvereins
für den Regierungsbezirk Kassel.
78. Vom Sparen.
Spare! Mit den fünf Buchstaben wäre manchem, der s
nur einmal probieren wollte, sicherlich zu helfen. Für viele aber
isbs eine harte Nuß, die sie nicht knäcken mögen. Darum haben
sie aber auch zuletzt nichts zu nagen und zu beißen.
Sparen soll ich, sagt der eine; aber wovon? Zinsen
und Renlen beziehe ich nicht; wovon soll ich mir also etwas ab—
brechen? — Erstlich: Von deinem Hab und Gut sollst du dir
etwas abbrechen, von deinem Einkommen und Erwerb, von deinem
Verdienst und Tagelohn! Und zweitens: An Mund und Kleid,
an Magen und Kragen sollst du's ersparen! „Wer Geld und
Gut denkt zu erlangen, muß erstlich mit dem Mund anfangen.“
Sparen soll ich, sagt der andere, aber wie viel?
Die Ersparnisse von meinen sechs Zehnern sind nicht der Rede
wert und können nichts helfen — Aber viele Bäche machen
einen Strom, viele Körner machen einen Haufen, viele Federn
ein Beit, viele Reiser einen Besen. „Wer das Kleine nicht acht't,
dem wird das Große nicht gebracht.“ Ich kenne einen Herrn
rn. der früher mit Schiefersliften, Siegellack und andern
leinigkeiten im Kasten auf gut beschlagenen Schuhen durch die
Dörfer zog und jetzt einen großen Kaufladen hat und Gelder
auf Zins austut. Mit ehrlichen Pfennigen hat der Mann sein
Sparen angefangen; denn er wußte, daß 300 kupferne Pfennig
auch einen Silbertaler ausmachen.
Sparen soll ich, sagt der dritte, aber wann? Heißt
es nicht: „Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen
glüht?“ Lassen wir denn das Sparen, bis die Lust gebüßt ist
uünd die Rosen auf den Wangen abblättern. — Soll ich ant—