Full text: Nürnberger Fortbildungsschullesebuch

vom ubrigen Deutschland, so ist es verloren! Diese denkwürdigen 
Worte des Kriegsministers von Pranckh, der sich mit Stolz als baye 
rischen Partikularisten bekannte, rissen noch manchen Widerstrebenden 
mit sich fort; mit grober Stimmenmehrheit erklärte sich die zweite, ein- 
hellig die erste Kammer mit der Regierungspolitik einverstanden. Am 
20. Juli erõffnete der bayerische Gesandte in Paris, daß seine Regierung 
an der Seite Preubens in den Krieg gegen Frankreich eingetreten sei 
Kõnig WVilhelm richtete an König Ludwig das gerührte Dankes- 
wort: „Ihre echt deutsche Haltung hat auch Ihr Volk elektrisiert und 
ganz Deutschland steht einig zusammen wie nie zuvor. Gott wolle 
Unsre Waffen segnen in den Wechselfällen des Kriegs. Ihnen 
persõnlich muß ich aber meinen innigen Dank aussprechen für 
die treue Festhaltung der zwischen Uns bestehenden Verträge, auf 
denen das Heil Deutschlands beruht.“ König Ludwig erwiderte: „Ihr 
soeben erhaltenes Telegramm bat in meiner Brust den freudigsten 
WViderhall erweckt. Mit Begeisterung verden meine Truppen an der 
Seite ihrer ruhmgekröõnten Waffengenossen für deutsches Recht und 
deutsche Ehre den Kampf aufnehmen. Möge er zum Wohl Deutsch- 
lands und zum Heile Bayerns werdenl“ 
Der 20. Juli 1870 brachte König Ludwig II. unverwelklichen 
Lorbeer, hatte aber auch Bayerns Rettung zur Folge. Heute laäht sich 
—cee mit den übrigen deutschen Staaten 
im Zweikampf mit Frankreich, wenn auch weniger rasch und mit noch 
blutigeren Opfern, gesiegt hatte, auch wenn Bayern neutral geblieben 
ware Welches Los aber hätte nach Beendigung des Kampfes den 
freundlosen, verlassenen Staat getroffen? Nur dem raschen, männlichen 
Eingreifen seines Königs verdankt Bayern. daß es heute noch besteht 
und unter allen deutschen Staaten an Macht nur vom Staat Friedrichs 
des Groben. an Ehren und Verdienst von keinem andren ubertroffen ist. 
Rasch schlus der Bayern treuer Sinn 
Die mãcht'ge Brücke übern Main 
Und in gewalt'gen Strõömen drang 
Alldeutschland nun in Frankreich ein!“ 
Kõönig Ludwig hatte sich in seinen Getreuen nicht getäuscht, 
da er die Hoffnung aussprach, sie würden den nordischen Brüdern 
als ebenbürtig sich erweisen. Obwohl in Bayern die treffliche Heeres- 
organisation eben erst eingefuührt war, vurden schon die Mobilisierung 
und der Aufmarsch der Truppen musterhaft durchgeführt, nirgend 
zeigte sich Unruhe oder Unsicherheit, auch hier wie im Norden trat 
zutage jene vielleicht nie zuvor erlebte Verschmelzung von „Enthu- 
siasmus und Ordnung.“
	        
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