Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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V. Karl der Große. 
diese Kriege waren sämtlich nötig. Wollte Karl seinem Reiche zu Ruhe 
und Ordnung verhelfen, so mußten vor allem die Grenzen ge 
sichert sein. 
Nun saßen ringsum angriffslustige Völker. Die Araber 
hatten ihre feindlichen Absichten noch nicht aufgegeben, vom heutigen 
Ungarn her unternahmen die A v a r e n furchtbare Raubzüge, im Osten 
drohten die Slaven nnd endlich im Nordosten die heidnischen Sachsen. 
Sie alle achteten nicht die Grenzen seines Reiches, sondern machten 
fortwährend verheerende Plünderungszüge in seine Gebiete. 
Als die bösesten Nachbarn erschienen ihm die Sachsen. Sie 
bewohnten die Norddeutsche Tiefebene zwischen Rhein und Elbe 
und hatten bis auf Karls Zeiten ihre Unabhängigkeit zu behaupten 
gewußt, waren auch ihren alten Göttern treu geblieben. Dieses 
germanische Heidenvolk schied sich in eine Anzahl kleiner Stämme, 
die oft miteinander in Fehde lagen; nur in ihrem Hasse gegen die 
Franken waren sie einig, und die Feindschaft wurde durch den 
Übertritt dieser ihrer Nachbarn zum Christentum noch bedeutend 
verschärft. Fortwährend wagten die Sachsen Überfälle in das Gebiet 
ihrer Gegner, plünderten die Landschaften und führten die Menschen 
in die Sklaverei. Das war für einen geordneten Staat, wie ihn Karl 
wollte, ein unhaltbarer Zustand. Sollten die alten Erbfeinde Ruhe 
halten, so mußte er sie unterwerfen und dem Christentum gewinnen. 
Auf dem Reichstage zu Worms im Jahre 772 ließ er den 
Krieg gegen die Sachsen beschließen. Gewiß hat Karl damals nicht 
gedacht, daß er mehr als dreißig Jahre brauchen würde, um ihrer 
völlig Herr zu werden. 
Im Anfang schien ihre Unterwerfung feine großen Schwierigkeiten 
zu bieten. Karl nahm die Feste Eresburg und zerstörte das Heid- 
Nische Hauptheiligtum, die Irminsänle. Gerade diese Verletzung 
ihrer Religion kränkte sie sehr; aber ihre Scharen vermochten doch 
gegen seine trefflich gerüsteten und wohlgeübten Truppen nichts aus- 
zurichten, und so unterwarfen sie sich; manche ließen sich auch schon 
taufen. 
Aber es war ihnen nicht Ernst mit solcher Nachgiebigkeit. So oft 
Karl an einer entfernten Grenze seines weiten Reiches Krieg führte, 
hielten sie die Zeit für gekommen, das verhaßte Joch abzuschütteln. 
Ihr Hauptanführer war der Westfale Wittekind. Slam der König 
zur Unterdrückung des Aufstandes herbeigeeilt, so erschienen sie gewöhn¬ 
lich demütig und flehten um Gnade, während Wittekind zum Dänen- 
könig floh.
	        
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