Full text: (Für Oktava) (Abteilung 1, [Schülerband])

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II. Aus der Leimat (Stadt und Dorf). 
daran. Solange die zehn Brüder klein sind, sind sie weiß, später werden 
sie braun und endlich ganz schwarze Mohren. Sie sind aber nicht von 
der Sonne so verbrannt worden; denn in ihr Lauschen kommt gar keine 
Sonne, das steht ja inwendig im Berg. So, das ist mein Rätsel, nun 
rate einmal, Röschen, was das ist!" 
„Du willst mich nur necken," sagte Röschen. „Es gibt gar kein 
solches papierenes Läuschen in einem grünen, roten und gelben Berg 
und gibt auch keine solche Mohren." — „Rein, Röschen," erwiderte 
Georg, „ich necke dich nicht. Es ist alles wirklich wahr, und den ganzen 
Berg kann man essen! Rate doch nur!" Mit diesen Worten holte 
er etwas Rundes aus der Tasche. Das sah rot und gelb aus und so 
verlockend, daß Röschen es gar zu gern gehabt hätte und schon die 
Land danach ausstreckte. „Erst raten!" sagte ihr Bruder. — „O, ich 
weiß es jetzt, Georg!" rief sie voller Freude. „Der Berg ist ein Apfel! 
Das Läuschen ist das Kernhäuschen, und die Brüder, die erst weiß 
sind und dann Mohren werden, das sind die Kerne!" — „Das hast du 
gut geraten," sagte Georg. Da bekam das Schwesterchen den Apfel 
und aß ihn auf. Als sie aber an das Läuschen kam, besah sie sich 
genau die Wände und die Kämmerchen mit den schwarzen Mohren¬ 
kinderchen und zählte sorgfältig, wieviel es waren. 
77. Der Landmann im Lerbst. 
Von Andreas Krieg. 
Im Lerbst ruft die Sonne dem Landmann zu: „Komm heraus, 
Landmann, aufs Feld und siehe, wie reich ich dir den Tisch noch ein¬ 
mal gedeckt habe; aber eile, daß du ihn abräumst, denn ich darf dir 
am Tage nicht mehr lange scheinen! Säe auch den Weizen und den 
Roggen, daß ich schnell die jungen Sprossen noch aus der Erde locke!" 
Llnd der Landmann eilt, den Acker zu pssügen und seine Wintersaat in 
die Erde zu bringen, und es dauert auch nicht lange, so sehen die grünen 
und bläulichen Spitzchen aus der Erde hervor. Äberall werden Kar¬ 
toffeln ausgegraben. Dabei sind auch die Kinder tätig, sie lesen die 
Knollen in ihre Körbe und schütten sie in die Säcke, von denen bald 
eine lange Reihe gefüllt auf dem Acker steht. Zuletzt wird das trockene 
Kartoffelkraut verbrannt, das dampft und flackert, daß es eine wahre 
Lust ist. Run braucht der Mutter vor dem Winter nicht mehr bange 
zu sein, es ist Vorrat genug in dem Keller. Wenn das Feld leer ist, 
und wenn die kalten Winde kommen und das Laub von den Bäumen
	        
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