Die Gracchischen Unruhen. 63
Gegen die überhandnehmende Aristokratie trat 133 ein edler
Volkstribun, Tib. Sempronins Gracchus (Enkel des Scipio
Africanus major), mit der Erneuerung des Licinischen Gesetzes aus,
nach welchem Niemand mehr als 500 Morgen Staatsacker besitzen
sollte. Das also gewonnene Land sollte, nebst den von Attalus er-
erbten Schätzen, an die ärmeren Bürger vertheilt und dadurch Italien,
statt mit Sklaven, mit freien Bürgern bevölkert werden. Die Gesetz-
Vorschläge des Tib. Gracchus wurden, nach der gesetzwidrigen Absetzung
semes Kollegen Octavins, der sein Veto gegen die Abstimmung über
das Gesetz in den Tributcomitien eingelegt hatte, vom Volke ange-
nommen, er selbst aber, als er sich von Neuem um das Tribunat
bewarb, mit dreihundert seiner Anhänger in einem Aufstande er-
schlagen, den der Senat unter Ansührnng des Scipio Nasica erregte.
Als zehn Jahre später C. Gracchus, des Tiberius Bruder,
Tribun 123 und 122, das Ackergesetz in noch ausgedehnterem Maße
erneuerte (Getreidevertheiluugen) und ein neues Gesetz über die Zu-
sammensetzung der Gerichte (lex iudiciaria) und über das den Bundes-
genossen zu ertheilende Bürgerrecht beantragte, wußte ihm der Senat
durch den bestochenen Tribun Livins Drnsus die Volksgunst zu ent-
ziehen.^ Nachdem er 121 mit dreitausend seiner Anhänger in einem
Kampfe gegen den Consul Opimius seinen Tod gefunden hatte,
wurden die bereits vertheilten Ländereien von den Optimaten wieder
angekauft, und die Anzahl der besitzlosen Bürger war so groß, wie
zuvor. Doch blieb das Richteramt, welches auf den Vorschlag des
C. Gracchus den Senatoren genommen worden war, dem Ritterstande.
§. 33.
Jugurthinischer, Cimbrischer und Bundesgenossenkrieg.
1. Jugurthinischer Krieg 112—106. Jugurtha, Enkel.
Mafimssas von Numidien, hatte seine beiden Vettern Hiempsal und
Adherbal, Micipsas Söhne, ermordet, und, vor den Senat gefordert,
sich durch Bestechung frei gemacht. Als er endlich in Rom selbst
einen dritten Verwandten tödtete, wurde ihm der Krieg erklärt. Der
unbestechliche Q. Cäcilius Metellus schlug ihn (109) am Flusse
Muthul, und C. Marius (ein homo novus, der 107 zum Consul
erwählt wurde und sein Heer zum großen Theil aus capite censis
zusammensetzte) zwang ihn zur Flucht zu seinem Schwiegervater, dem
König Bocchus von Manritanien. Von diesem wurde er dem Quästor
L. Cornelius Sulla ausgeliefert und verhungerte zu Rom int
Gefängniß.
2. Unterdeß waren die Cimbern und Teutonen, kriegerische
riesenhafte germanische Völker, an der Donau erschienen, und hatten
113 die Römer bei Noreja besiegt. Nachdem sie noch mehrere gegen
sie gesandte römische Heere geschlagen, zogen sie nach dem Siege bei
Aranfto (Orange) nach Gallien und Spanien. Nach ihrer Rückkehr