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Schon um Mittag ziehen sich die Schwäne von allen noch offenen
Stellen der Havel und aus den Kanälen der Stadt in der Nähe der
Eisenbahnbrücke zusammen. Unruhig, ziehen sie nicht einzeln, sondern
zu Hunderten neben- und hintereinander, am Ufer hin und her, die
alten und erfahreneren aber unter dem letzten Bogen der Eisenbahn¬
brücke hindurch, auf eine Stelle zu, von wo sie mit hochaufgerecktem
Halse über die Uferbrüstung hinweg den langen Wallweg hinuntersehen
können, aus dem der Schwanenmeister mit seinem Kornkarren heran¬
fahren muß. Sie kennen ihn auch schon in weitester Entfernung, und
kaum taucht seine Mütze zwischen den Bäumen auf, so fährt eine ganz
besondere Unruhe in das zahlreiche Rudel. In höchster Anstrengung
rudern sie sofort unter der Eisenbahnbrücke hindurch, nach dem Futter¬
platze, und wenn sie ihn dort noch nicht angekommen sehen, wieder
zurück zu der Stelle, wo sie seine Annäherung beobachten können. Diese
unruhige Wanderung wiederholt sich so lange, bis der Schwanenmeister
mit Karre und Gerstensack an der Brücke angekommen ist.
Nun entsteht ein wahrer Tumult unter den Tieren. Alles stürzt
übereinander und nebeneinander hin und reckt die Hälse, um nur ja
keine Bewegung ihres Hüters zu übersehen und den ersten Schaufel¬
wurf nicht zu versäumen. Noch ist es indessen nicht so weit. Der
Schwanenmeister geht erst auf die Brücke, um in langgezogenen Tönen
sein „Hans! Hans!" zu rufen, auf welchen Ruf die etwa noch Ver¬
späteten von allen Seiten herbeischwimmen. Solange dies Rufen dauert,
halten sich die Schwäne in der Nähe der Brücke. Hört es aber auf
und wendet der Rufende sich zu dem eigentlichen Fütterungsplatze, so
rauscht das ganze Schwanenheer in einer großen, blendend weißen
Masse, drängend wie ein Keil und gewaltsam wie die Räder eines
Dampfschiffs, im Wasser neben dem am Ufer gehenden Schwanenmeister
her. Während der Sack aufgebunden wird, schroten sich einige der
Gierigsten über die Eisschollen und Ränder am Ufer aus das feste
Land, watscheln unbehilflich zum Karren, um womöglich die ersten zu
sein, die etwas erhalten. Ihre Berechnung wird aber jedesmal ge¬
täuscht, denn wenn recht viele aus dem Wasser heraus und andere im
Begriff sind, ihnen zu folgen, wird der Gerstenkarren rasch auf die ent¬
fernteste Stelle des Futterplatzes geschoben. Kaum sehen die ans Land
gekommenen Schwäne, daß ihnen ihre Eile nichts hilft, so stürzen sie
sich so rasch wie möglich in das Wasser zurück; aber es hält schwer, in
der dichtgedrängten Masse der schwimmenden Schwäne ein Fleckchen zu
finden, wo sie noch Platz hätten. Mit einer unglaublichen Gewaltsam¬
keit drängen die hintersten gegen das Ufer. Nun erfolgt der erste
Wurf weit ins Wasser hinein, und wo die Gerste das Wasser berühren
kann, verschwinden im Nu alle Hälse, und man sieht plötzlich Hunderte
von Zuckerhüten auf dem Wasser schwimmen. Unmittelbar am Ufer