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— den Engeln. Das Tannenreis aber schoß empor und ward zum
Weihnachtsbaum, der war beladen mit goldenen Äpfeln und Silber¬
nüssen und blühte alle Jahr einmal.
Und wenn ihr, liebe Kinder, zu Weihnachten vor dem reich¬
geschmückten Baume steht und euch freut, so gedenket auch der
armen Kinder, die kaum ein Stückchen Brot haben, um ihren
Hunger zu stillen, und danket Gott.
150. Das Tränenkrüglein. Von Ludwig Bechstem.
1. Es war einmal eine Mutter und ein Kind, und die Mutter
hatte das Kind, ihr einziges, lieb von ganzem Herzen und konnte
ohne das Kind nicht leben und nicht sein.
2. Aber da sandte der Herr eine große Krankheit, die wütete
unter den Kindern und erfaßte auch jenes Kind, daß es auf sein
Lager sank und zum Tode erkrankte. Drei Tage und drei Nächte
wachte, weinte und betete die Mutter bei ihrem geliebten Kinde;
aber es starb.
3. Da erfaßte die Mutter, die nun allein war ans der ganzen
Gotteserde, ein gewaltiger und namenloser Schmerz, und sie aß
nicht und trank nicht und weinte, weinte, weinte wieder drei Tage
lang und drei Nächte lang ohne aufzuhören und rief nach ihrem
Kinde.
4. Als sie nun so voll tiefen Leides in der dritten Nacht an
der Stelle saß, wo ihr Kind gestorben war, tränenmüde und
schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Tür auf,
und die Mütter schrak zusammen; denn vor ihr stand ihr ge¬
storbenes Kind. Das war ein seliges Englein geworden und lächelte
süß wie die Unschuld und schön wie in Verklärung. Es trug aber
in seinen Händchen ein Krüglein, das war schier übervoll. Und
das Kind sprach: „O lieb Mütterlein, weine nicht mehr um mich!
Siehe, in diesem Krüglein sind deine Tränen, die du um mich
vergossen hast; der Engel der Trauer hat sie in dieses Gefäß
gesammelt. Wenn du nur noch eine Träne um mich weinest, so