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61. 
Gottesacker. 
Bon ©enjjet. 
Zerstreute Gedichte. 
Auf dem Gottesacker in langen Reihn, 
Bedeckt mit Blumen und grünem Gras, 
Stehn viele Hügel groß und klein; 
Sag, Vater, was bedeutet das? — 
'In diesen Bettchen, weich und nett, 
Bringt der liebe Gott seine Menschen zu Bett 
Und deckt mit Blumen und Rasen sie zu, 
Damit sie da schlafcu iu guter Ruh. 
Er deckt sie zu vor Regen und Wind, 
Er bringt sie zu Bett, wenn sie müde sind; 
Denn jeder Mensch ist sein liebes Kind. 
Einst kommt ein Morgen schön und klar — 
Darüber vergeht noch manches Jahr —, 
Da feiert Gott droben ein prächtiges Fest, 
Wo er dann auch Menschen zum Himmel einläßt: 
Dann hebt er auf all' die grünen Decken, 
Um endlich die lieben Kinder zu wecken. 
Und wer dann Vater und Mutter recht liebte. 
Durch Ungehorsam sie nie kränkt' und betrübte, 
Den nimmt Gott in den Himmel hinein; 
Da wird seine Freude ohn' Ende sein.' 
62. 
Die kranke Mutter. 
Von Lohr. 
Plaudereien, herauSg. von Vilmar. Marburg 1850. I, 120. 
Frau Gutfeld war in einer Nacht plötzlich krank geworden; 
sie hatte einen heftigen Kopfschmerz, empfand einen unerträglichen 
Durst, den sie mit allem Trinken nicht stillen konnte, und hatte 
abwechselnd bald große Hitze, bald so starken Frost, daß sie mit 
den Zähnen klapperte. 
Da ihre Kinder am Morgen aufstanden und in die Stube 
traten, wie wunderten sie sich, die gute Mutter im Bette zu finden 
und vor dem Bette den Ärzt zn sehen, der nach allem fragte, was 
die Krankheit angieng! 
Wist du denn krank, liebe Mutter?' fragte Elise, die älteste 
Tochter der Frau Gutseld, und die Mutter nickte, statt der Antwort 
mit dem Kopfe. 
Der Arzt verordnete einen Trank, den Frau Gutfeld einnehmen 
sollte. Bei seinem Weggehen sagte er zu den Kindern, daß sie ja stille 
sein und keinen Lärm und Getöse machen möchten; denn das alles 
würde sonst der Mutter empfindlich sein, weil sie starkes Kopfweh hätte. 
^Ach, wir wollen gerne stille sein,' sprach Elise, <wenn die 
Mutter nur wieder gesund wird!' — <Jch will mein Steckenpferd
	        
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