Full text: Für das vierte, fünfte und sechste Schuljahr (Teil 2, [Schülerband])

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und Kostbarkeit waren sie noch höchst wandelbar und ungewiß. — Ich 
dächte, ein Ding so in der Tasche bei sich zu führen, so zuverlässig 
in seiner Anzeige, müßt' ein herrliches Hülfsmittel auf weiten Reisen 
abgeben und dem Wanderer und Handelsmann gleich nützlich sein." 
„Es freut mich, daß du so schnell den Nutzen von Dingen er¬ 
rätst, die dir zu meinem Erstaunen ganz fremd sind. — Wer bist du 
denn? Du sagtest vorhin: »Zu meiner Zeit«; was ist denn das für 
eine Zeit?" 
„Ei was! Neugier steht einem Mann übel an! — Sag mir 
lieber: wer erfand das?" 
„Auch ein Deutscher." 
„Das brave Volk! Es verdient mein Lob. — Nun, da ich 
einmal nachzuforschen begonnen, besinn' ich mich auf meinen alten 
Wahlspruch, nie auf halbem Wege wieder umzukehren. Beantworte 
mir daher noch eine Frage, und ich gebe dir mein Wort, es ist die 
letzte für jetzt. Du hattest da auch ein drittes Ding, das den Donner 
und den Blitz im kleinen nachmachte und, der Himmel weiß wie. 
sogar in jene Thür trotz der weiten Entfernung eingeschlagen hat; 
wie nennt ihr denn das?" 
„Eine Pistole!" 
„Und seine Natur? die Art. wie es so heftige Wirkungen her¬ 
vorbringt?" 
Der Deutsche, der einmal ins Reden gekommen, nahm die zweite 
Pistole hervor, wies sie dem seltsamen Wesen, drückte sie wie die erste 
ab, erklärte deren Einrichtung, die Bestandteile des Pulvers, seine Macht 
im großen und kleinen, kurz er verschaffte ihm, so viel sich's mit wenigen 
Worten tun ließ, einen hinlänglichen Begriff davon. 
Das Erstaunen der forschenden Erscheinung stieg hier aufs höchste. 
„Wie nützlich", rief sie aus, „dies im Kriege sein muß! Wie dien¬ 
lich zur Eroberung fester Städte! Wie schnell entscheidend in Schlachten! 
O, ich beschwöre dich, wer erfand das?" 
„Wer sonst als der Deutsche?" 
Die fremde Gestalt bebte bei diesen Worten drei Schritte zuriick. 
„Immer Deutscher und wieder Deutscher! Woher in aller Welt 
ist euch die Weisheit zu teil worden? Wisse, so wie ich hier vor dir 
stehe, war ich einst, ohne Eigenliebe gesprochen/ der Geist des Cicero, 
des weisesten Mannes seiner Zeit, des Vaters seines Vaterlandes, des 
beredtesten unter den Sterblichen. Aber zu meiner Zeit waren, auf-
	        
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