Wie das der Gockelmann hörte, konnte er sich nicht halten,
er hob die Flügel, um über den Zaun zum Fuchs hinunter
zu stiegen. Sein liebstes Essen von der Welt waren ja fette
Regenwürmer! — Aber vergebens! Gerade gestern hatte
55 die Köchin ihm die Flügel beschnitten, damit er eben nicht
überallhin stiegen könne. So ward es ihm unmöglich, hinunter
zu flattern.
Er klagte dem Fuchs sein Leid. Dieser wollte ihm auch
eben einen guten Rat geben, wie er trotzdem aus dem Garten
60heraus zu ihm kommen könne, da liehen sich aber in der
Nähe Menschenstimmen hören. Der Fuchs hatte grade noch
Zeit, dem leichtgläubigen Gockelmann zuzurufen: „Komm
morgen wieder, du Herzens-Gockelmann! Und bring doch
auch ja deinen Haben Bruder Hähnel mit, dann wollen wir
65 mehr miteinander sprechen, hörst du?" — Darauf streckte er
den Schwanz hoch in die Luft und lief, was er nur konnte,
ins Feld hinein/
y/Z. Familienrat.
Traurig ging Gockelmann nach seinem Hofe. Fortwährend
dachte er an das leckere Frühstück, wovon der Fuchs ihm
gesagt hatte.
Daheim angelangt, erzählte er nun seinen Eltern, was
5 ihm begegnet war. Nach seinen Worten konnten die alten
Hühner auch nicht anders denken, als dah der taube Freund
am Ufer ein Hund gewesen wäre. „Alterchen!" sprach Frau
Kratzefuh zum Hahn, „wie wär’s, wenn wir morgen um diese
Zeit alle zusammen nach der Stelle hingingen, wo die Regen-
ioWürmer sind? Wir haben lange keine gegessen, und es ist
doch das Köstlichste, was ein Geschöpf essen kann."
„Schon recht, Mutter!" sprach der alte Henning. „Wir
können schon hin, ich möcht’ aber auch gern unsre lieben
Kinder mitnehmen, und denen sind ja leider gestern die Flügel
15 beschnitten.“
„Wird schon gehen", sprach die Henne, „Iah mich nur
machen! Ich weih, da ist unter dem Gartenzaun ein kleines
Loch in der Erde, das kratzen und scharren wir beide so weit
auf, dah wir die Kinder bequem durchbringen. Nicht wahr,
20 du bist dabei?"